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Europäer mit chinesischen Dienern in Tsingtau (Kiautschou) (um 1900)

Tsingtau war die Hafenstadt des deutschen „Protektorats“ Kiautschou in der chinesischen Provinz Shantung. Der Pachtvertrag über 99 Jahre entstand nach einer angeblich unblutigen Besatzung durch die Deutschen als Reaktion auf die Ermordung zweier deutscher Missionare 1897 im südlichen Shantung. (Das Deutsche Reich wollte sich an der Inbesitznahme Chinas durch die westlichen Großmächte beteiligen und dieser Vorwand schien dafür geeignet). Die Stadt gehörte zu den angenehmeren Verwaltungseinheiten unter den deutschen Kolonialgebieten: das Klima war mild, es gab eine Trinkwasseraufbereitungsanlage und ein Abwassersystem (Einrichtungen, die sicherlich 1903 den Bau einer Brauerei erleichterten). Trotz verschiedener Entwicklungsbestrebungen erlangte die Region nie besondere sozioökonomische oder militärische Bedeutung. Sie lag zu weit abseits, um ihren zugedachten Zweck als Auftank- und Transportstation für deutsche Schiffe zu erfüllen – wie durch ihre schnelle Einnahme durch die Japaner bei Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 deutlich wurde. Die deutschen Kolonien dienten jedoch insofern einem politischen Zweck als sie vom Deutschen Flottenverein und anderen nationalistischen Interessenverbänden als Argument für den Aufbau einer größeren deutschen Flotte genutzt wurden. Die deutschen Kolonien wurden allesamt als „Schutzgebiete“ bezeichnet, wodurch der Bedarf nach andauerndem staatlichen (d.h. militärischem) Schutz betont werden sollte.

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Europäer mit chinesischen Dienern in Tsingtau (Kiautschou) (um 1900)

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