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Das Warenhaus Wertheim in Berlin (um 1906)

Das 1906 am Leipziger Platz erbaute und vom Architekten Alfred Messel (1853-1909) entworfene Warenhaus Wertheim gehörte zu den berühmtesten kommerziellen Bauwerken in Europa. Nach einer Erweiterung 1906 zählte es außerdem zu den größten: Es umfasste einen weitläufigen glasüberdachten Innenhof, zahlreiche Aufzüge und ein ungeheures Warensortiment unter einem Dach. Der Firmenbesitzer, das Einzelhandelsgenie Georg Wertheim (1857-1939), konnte sich eines luxuriösen Konsumtempels mit beispielloser Breitenwirkung rühmen.

Deutschlands Warenhäuser mochten sich zwar als sehr beliebt erweisen, doch sie riefen auch Widerstand hervor, besonders seitens der Ladenbesitzer und anderer Kleinhändler, die sich von dieser Konkurrenz bedroht sahen. Warenhäuser wurden von vielen als essenzielle Symbole der „Moderne“ betrachtet und somit als unwiderlegbarer Beweis für das rasche Verschwinden traditioneller Lebensformen. Die Befürworter begrüßten diesen Umstand und wiesen auf Berlins Aufstieg zum Status einer Hauptstadt von Weltrang hin, auf seine zunehmende Weltoffenheit und auf seine kommerzielle Macht. Die Kritiker dagegen beklagten den Anbruch der Massenkultur, der wachsenden Anonymität und des „unlauteren“ Wettbewerbs. Ein Teil dieses Widerspruchs hatte zudem antisemitische Untertöne, da viele der großen Kaufhäuser in jüdischem Besitz waren.

Wertheims phänomenaler Erfolg fand ein plötzliches Ende mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten an die Macht. Zwischen 1934 und 1939 wurden seine gesamten Firmenanteile enteignet und an „Arier“ überführt. Er starb am 31. Dezember 1939 in Berlin an einer Lungenentzündung. Das Glanzstück seiner Firma, das Warenhaus Wertheim, wurde im Zweiten Weltkrieg von alliierten Bombern zerstört.

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Das Warenhaus Wertheim in Berlin (um 1906)

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