GHDI logo

Manifest an die Regierungen und Völker der durch das Judenthum gefährdeten christlichen Staaten (Dresden, 11./12. September 1882)

Im folgenden Manifest des Ersten Antijüdischen Kongresses, der in der sächsischen Hauptstadt kurz nach dem Höhepunkt der ersten deutschen Antisemitismuswelle stattfand, verarbeiteten die Teilnehmer praktisch alle Elemente der „Judenfrage“ zu der Konstruktion – der Erfindung – eines monumentalen Kampfes gegen das internationale „jüdische Parasitentum“. Indem das Manifest behauptete, die christlichen Völker hätten allesamt keine andere Wahl, als die Juden für biologisch fremdartig anzusehen, forderte es die Aufhebung der Emanzipation der Juden und eine „Selbstvertheidigungs-Bewegung“. Die Versammlungsdelegierten waren praktisch ein „Who’s who" der damaligen deutschen, österreichischen und ungarischen Antisemiten. Dass diese Personen immer noch miteinander um die Führung der Bewegung rangen, lässt sich aus dem Zusatz schließen, den zwei bayerische Adlige gemeinsam verfassten. Allerdings waren sich die Delegierten darin einig, dass die bisherigen staatlichen Maßnahmen zur Verteidigung des „christlichen Staates“ wirkungslos gewesen seien. Der Ton dieses Dokuments unterscheidet sich grundlegend von der vorangegangenen Schilderung der Reichshallenversammlung, war jedoch für agitatorische Zwecke deren perfekte Ergänzung, da es vorgab, die internationale „jüdische Verschwörung“ nicht mit aufhetzender Rhetorik, sondern mit historischen „Fakten“ zu dokumentieren. Damit steht es stellvertretend für andere zeitgenössische Programme, Flugblätter und pseudowissenschaftliche Schriften, die behaupteten, empirische Beweise für die so genannten „Weltherrschaftsbegierden“ der Juden vorzulegen.

Druckfassung     zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument




An die Regierungen und Völker der durch das Judenthum gefährdeten christlichen Staaten!

Gleichwie im Laufe der vergangenen Jahrhunderte die Kultur, die Civilisation, den Wohlstand und die Zukunft der europäischen christlichen Völker abwechselnd die Araber, die Tataren und die Türken bedroht haben, — Völker fremder Race und Religion, deren Angriffe und Ansturm die Waffen der europäischen christlichen Völker seinerzeit siegreich zurückschlugen: so bedroht in unsern Tagen eine andere fremde Race die Kultur, die Civilisation, den Wohlstand und die Zukunft der europäischen christlichen Völker; eine fremde Race, die nicht minder gefährlich, ja mit Rücksicht auf ihre Mittel und Ziele, wohl noch gefährlicher ist, als jene aggressiven Volkselemente. Und diese fremde Race ist die jüdische Race.

Der richtige Instinkt der europäischen christlichen Völker hat diesen geschworenen, natürlichen Erbfeind bis zu den neuesten Zeiten im Zaume gehalten, den Erbfeind, dem gegenüber einschränkende legislative Verfügungen sich als nur halbe Maassregeln und unzulängliche Schutzwaffen der christlichen Völker erwiesen haben.

Dieser Zustand aber hat sich seit dem Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts, in den einzelnen europäischen Staaten stufenweise radikal verändert.

Die zum Siege gelangten Ideen der französischen Revolution: die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, haben auch vor der jüdischen Race die Schranken niedergerissen, welche zum Schutze der christlichen Völker errichtet worden waren.

Das Prinzip der Freiheit wurde auch auf jene Race angewandt, deren erstes und höchstes Sinnen und Trachten überall darin besteht, die übrigen Völker durch Raffinement jeder Art in moralische und materielle Sklavenketten zu schlagen, da nach ihren religiösen und nationalen Traditionen alle diese Völker nur erschaffen sind, um ihr zu dienen.

Das Prinzip der Gleichheit wurde auch auf jene Race angewandt, die mit uns nicht gleich sein will, sich für ein von Gott privilegirtes Volk, die übrigen Menschen aber für niedere Wesen, für unreine Thiere hält.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite