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Berufe der Väter unehelicher Kinder in Leipzig (1884 und 1891)

In den Jahren 1870-1871 waren 10-12% aller Geburten in Deutschland unehelich; fünf Jahre später lag diese Zahl bei etwa 8-10%, wo sie bis 1914 ungefähr blieb. Wie dies über Jahrhunderte der Fall war, gab es uneheliche Geburten häufiger in Garnisonsstädten und Seehäfen. Andere Unterschiede sind schwieriger zu erklären, darunter die auf Konfessionszugehörigkeit und Urbanisierungsgrad basierenden. Die Tabellen in diesem und in dem folgenden Dokument zeigen die soziale Klasse, aus der die Eltern unehelicher Kinder stammten. Handwerker waren unter den Leipziger Vätern überrepräsentiert, und dies änderte sich auch nicht erheblich zwischen 1884 und 1891. Im Gegensatz dazu halbierte sich der Anteil der Beamten über denselben Zeitraum, während der Anteil der Fabrikarbeiter sich verdoppelte. Die Tabelle in dem folgenden Dokument zeigt, dass Mütter von unehelich geborenen Kindern in Berlin sehr wahrscheinlich Arbeiterinnen waren, obwohl die Beschäftigungsdaten für viele andere Mütter fehlen. Wenngleich die Statistiken einen Maßstab für sexuelles Verhalten unter den verschiedenen Klassen liefern, sagen sie mehr aus über die wirtschaftliche Lage der sozialen Gruppen als über ihr individuelles oder kollektives Moralveralten.

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Berufe der Väter unehelicher Kinder in Leipzig (1884 und 1891)

 

im Jahre 1884 (%)

im Jahre 1891 (%)

Handwerker

29,9

28,2

Kaufleute, Händler

14,3

11,1

Markthelfer, Handarbeiter

9,2

15,0

Zimmerleute, Maurer, Kutscher

7,1

10,9

Diener, Kellner

6,7

3,7

Soldaten

5,9

7,9

Beamte

5,9

2,7

Fabrikarbeiter, Cigarrenmacher, Buchdrucker etc.

4,6

9,5

Lehrer, Gelehrte, Aerzte, Advokaten

4,2

0,9

Studenten

2,9

2,8

Sergeanten, Feldwebel, Unteroffiziere, Offiziere

2,5

2,9

Oekonomen

2,5

1,8

Künstler

2,1

0,9

Rentiers

1,6

0,7

Restaurateure

0,7



Quelle: Max Taube, Der Schutz der unehelichen Kinder in Leipzig. Leipzig, 1893, S. 16, 17, 33.

Abgedruckt in Gerhard A. Ritter und Jürgen Kocka, Hg., Deutsche Sozialgeschichte 1870-1914. Dokumente und Skizzen, 3. Aufl. München: Beck, 1982, S. 251.

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