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Die allgemeine Mobilisierung der katholischen Kirche – Das Konzil von Trient (1547-63)

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Kapitel 2: Grund der Einsetzung dieses heiligsten Sakramentes

Als unser Erlöser sich anschickte, aus dieser Welt zum Vater zu gehen, hat er dieses Sakrament eingesetzt, in dem er den Reichtum seiner göttlichen Liebe zu den Menschen gleichsam ausgoß, „ein Gedächtnis seiner Wunder stiftete“ (61) und uns gebot, durch dessen Empfang das Gedächtnis an ihn zu wahren (62) sowie seinen „Tod zu verkünden, bis er kommt“ (63) zum Gericht der Welt. Er wollte, daß dieses Sakrament empfangen werde als geistliche Speise der Seelen, mit der die Lebenden genährt und gestärkt werden mit dem Leben dessen, der gesagt hat: „Wer mich ißt, wird auch selbst leben durch mich“ (64), und als Gegenmittel, durch das wir von täglichen Verfehlungen befreit und vor Todsünden bewahrt werden. Außerdem wollte er, daß es ein Unterpfand unserer künftigen Herrlichkeit und beständigen Glückseligkeit sei; nach seinem Willen sollte es so sehr Symbol jenes einen Leibes sein, dessen Haupt er selbst ist, (65) und dem wir als Glieder durch das engste Band des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe verbunden sind, daß wir alle dieselbe Sprache sprechen und unter uns keine Spaltungen sind (66).

Kapitel 3: Erhabenheit der heiligsten Eucharistie über die übrigen Sakramente

Gemeinsam ist der heiligsten Eucharistie mit den übrigen Sakramenten, Symbol einer heiligen Sache zu sein und sichtbare Gestalt der unsichtbaren Gnade. Doch das Hervorragende und Einzigartige in ihr besteht darin, daß die übrigen Sakramente erst dann ihre Heiligungskraft haben, wenn sie jemand gebraucht, in der Eucharistie hingegen | er selbst, der Urheber der Heiligkeit, vor dem Gebrauch [gegenwärtig] ist. Noch hatten nämlich die Apostel die Eucharistie nicht aus der Hand des Herrn empfangen, (67) als er dennoch selbst wahrhaft versicherte, es sei sein Leib, was er darbot; und stets fand sich dieser Glaube in der Kirche Gottes, daß sofort nach der Konsekration der wahre Leib unseres Herrn und sein wahres Blut unter der Gestalt von Brot und Wein zusammen mit seiner Seele und seiner Gottheit existieren, und zwar der Leib unter der Gestalt des Brotes und das Blut unter der Gestalt des Weines kraft der Worte, der Leib aber unter der Gestalt des Weines, das Blut unter der Gestalt des Brotes und die Seele unter beiden Gestalten kraft jener natürlichen Verflochtenheit und Konkomitanz, wodurch die Teile Christi des Herrn, der schon von den Toten auferstanden ist und nicht mehr stirbt (68), miteinander verbunden sind, schließlich die Gottheit wegen jener wunderbaren hypostatischen Union mit seinem Leib und seiner Seele. Deshalb ist es absolut wahr, daß ebensoviel unter je einer Gestalt wie unter beiden Gestalten enthalten ist. Denn ganz und unversehrt existiert Christus unter der Gestalt des Brotes und unter jeglichem Teil dieser Gestalt, ganz auch unter der Gestalt des Weines und unter seinen Teilen.

Kapitel 4: Die Transsubstantiation (Wesensverwandlung)

Da Christus, unser Erlöser, sagte, das, was er unter der Gestalt des Brotes darbrachte (69), sei wahrhaft sein Leib, deshalb war man in der Kirche Gottes immer davon überzeugt, und diese heilige Synode erklärt es jetzt noch einmal, daß durch die Konsekration von Brot und Wein eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes geschieht. Diese Verwandlung ist von der heiligen katholischen Kirche zutreffend und im eigentlichen Sinn Transsubstantiation genannt worden.

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(61) Ps 110(111),4 (Vulg.).
(62) Vgl. Lk 22,19; 1 Kor 11,24.
(63) 1 Kor 11,26.
(64) Joh 6,58 (Vulg.); vgl. Joh 6,57 (E.)
(65) Vgl. 1 Kor 11,3; Eph 5,23.
(66) Vgl. 1 Kor 1,10.
(67) Vgl. Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19.
(68) Vgl. Röm 6,9.
(69) Vgl. Lk 22,19; Joh 6,48–59; 1 Kor 11,24.

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