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Die allgemeine Mobilisierung der katholischen Kirche – Das Konzil von Trient (1547-63)

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Kapitel 3: Wer durch Christus gerechtfertigt wird

Wenngleich er „für alle gestorben ist“ (6) empfangen dennoch nicht alle die Wohltat seines Todes, sondern nur diejenigen, denen das Verdienst seines Leidens mitgeteilt wird. Denn wie die Menschen tatsächlich, wenn sie nicht als Nachkommen aus dem Samen Adams geboren würden, nicht als Ungerechte geboren würden, da sie sich aufgrund dieser Abstammung bei der Empfängnis durch ihn ihre eigene Ungerechtigkeit zuziehen, so würden sie niemals gerechtfertigt, wenn sie nicht in Christus wiedergeboren würden, da ihnen aufgrund dieser Wiedergeburt durch das Verdienst seines Leidens die Gnade zuteil wird, durch die sie gerecht werden. Für diese Wohltat, so ermahnt uns der Apostel, sollen wir immer Dank sagen „dem Vater, der uns fähig gemacht hat, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind, und der uns der Macht der Schatten entrissen und aufgenommen hat in das Reich seines geliebten Sohnes, in dem wir die Erlösung haben und die Vergebung der Sünden“ (7)

Kapitel 4: Kurze Beschreibung der Rechtfertigung des Gottlosen und seiner Überführung in den Gnadenstand

Mit folgenden Worten läßt sich die Rechtfertigung des Gottlosen kurz umschreiben: Sie ist die Überführung von dem Stand, in dem der Mensch als Sohn oder Tochter des ersten Adam geboren wird, in den Stand der Gnade und der Annahme der Söhne und Töchter Gottes (8) durch den zweiten Adam, unseren Erlöser Jesus Christus. Diese Überführung freilich kann nach der Verkündigung des Evangeliums nicht ohne das Bad der Wiedergeburt oder das innige Verlangen danach geschehen, wie geschrieben steht: „Wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ (9)

Kapitel 5: Notwendigkeit der Vorbereitung auf die Rechtfertigung bei Erwachsenen und ihr Ausgangspunkt

Die Synode erklärt außerdem: Der Anfang dieser Rechtfertigung bei Erwachsenen ist in der zuvorkommenden Gnade Gottes, die durch Jesus Christus gegeben ist, zu sehen, d.h. in seinem Ruf, durch den sie gerufen werden ohne all ihre Verdienste, so daß diejenigen, die sich durch die Sünden von Gott abgewandt hatten, durch seine anregende und helfende Gnade zu ihrer Bekehrung und zu ihrer eigenen Rechtfertigung disponiert werden, indem sie ebender Gnade frei zustimmen und mit ihr mitwirken. Somit folgt: Wenn Gott das Herz des Menschen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes berührt, tut der Mensch selbst, der diese Inspiration aufnimmt, durchaus nicht nichts – denn er kann sie auch beiseite schieben –, noch kann er sich andererseits durch seinen freien Willen ohne die Gnade Gottes auf die Gerechtigkeit vor ihm zubewegen. Wenn deshalb in der Heiligen Schrift gesagt wird: „Kehrt um zu mir, und ich kehre um zu euch“ (10) dann werden wir an unsere Freiheit erinnert. Wenn wir antworten: „Kehre uns, Herr, um zu dir, und wir werden umkehren“ (11) dann bekennen wir, daß uns die Gnade Gottes zuvorkommt.



(6) 2 Kor 5,15.
(7) Kol 1,12-14.
(8) Vgl. Röm 8,23.
(9) Joh 3,5 (Vulg.).
(10) Sach 1,3.
(11) Klgl 5,21.

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