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Bericht der Auschwitzflüchtlinge Alfred Wetzler und Rudolf Vrba (Ende April 1944)

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Ende Juli 1943 hat die Flut der Transporte plötzlich aufgehört. Es ist eine kleine Pause eingetreten. Die Krematorien wurden gründlich gereinigt, die Einrichtungen repariert und für den weiteren Betrieb vorbereitet. Am 3. August begann die Mordmaschine wieder zu laufen. Es kam der erste Transport der Juden aus Bendsburg und Soanowitz und weitere folgten während des ganzen Monats August.

ca. 132.000 – 136.000

Nur 4000 Männer und eine kleine Anzahl Frauen wurden in das Lager gebracht. Weit über 35.000 wurden vergast. Von den 4.000 in das Lager gebrachten Männern sind zufolge Schikanierungen, Hunger und zugezogenen Krankheiten, als auch direkten Morden Viele schon in der sogenannten Quarantäne gestorben. Die Hauptschuld trägt hierfür der reichsdeutsche Verbrecher Tyn aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen und der polnische politische Häftling Nr. 8516 Mieczislav Katerzinski aus Warschau.

Die Selektionen wurden wieder eingeführt und zwar in erschreckend hohem Maße, besonders im Frauenlager. Der Lagerarzt, ein SS-Hauptsturmbannführer, der Sohn oder Neffe des Berliner Polizeipräsidenten (Der Name ist uns entfallen) hat sich hierbei durch seine Brutalität ausgezeichnet. Das System der Selektion wurde von nun an unaufhörlich bis zu unserer Flucht fortgesetzt.

ca. 137.000 – 138.000

Ende August kamen 1000 Polen aus dem Zuchthaus Pawiak und 80 Juden aus Griechenland.

ca. 138.000 – 141.000

3000 Männer aus diversen arischen Transporten.

ca. 142.000 – 145.000

anfangs September 1943 3000 Juden aus polnischen Arbeitslagern und russische Kriegsgefangene.

ca. 148.000 – 152.000

In der Woche nach dem 7. September trafen Familientransporte mit Juden aus Theresienstadt ein.

Es war für uns ganz unverständlich, dass dieser Transport eine noch nie dagewesene Ausnahmestellung genoss. Die Familien wurden nicht getrennt, kein Einziger kam zur sonst selbstverständlichen Vergasung. Ja, sie wurden gar nicht geschoren und wurden so wie sie gekommen sind, Männer, Frauen und Kinder zusammen, in einem abgestellten Lagerabschnitt untergebracht und durften sogar ihr Gepäck behalten. Die Männer mussten nicht zur Arbeit, für die Kinder wurde sogar eine Schule unter der Leitung von Fredy Hirsch (Makkabi, Prag) gestattet und hatten sogar freie Schreibbewilligung.

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