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Bericht der Auschwitzflüchtlinge Alfred Wetzler und Rudolf Vrba (Ende April 1944)

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Zur Vergasung gelangen grundsätzlich nur Juden, Arier nur in seltenen Ausnahmefällen. Diese werden gewöhnlich durch Erschießen "sonderbehandelt". Vor der Inbetriebnahme der Krematorien geschah dies im Birkenwalde, wo die Leichen nachher in der Grube verbrannt wurden, später in der großen Halle des Krematoriums, welche zu diesem Zwecke eine besondere Einrichtung hatte.

Bei der Einweihung des ersten Krematoriums anfangs März 1943, welche durch die Vergasung und Verbrennung von 8000 Juden aus Krakau begangen wurde, kamen prominente Gäste aus Berlin, hohe Offiziere und Zivile. Sie waren mit der Leistung sehr zufrieden und haben fleißig das Guckloch, welches an der Tür zur Gaskammer angebracht ist, benützt. Sie sprachen sich sehr lobend über das neu errichtete Werk aus.

ca. 109.000 - 119.000

Anfang März 1943 kamen 45.000 Juden aus Saloniki. 10.000 von ihnen kamen ins Lager, außerdem ein kleiner Teil von Frauen, der Rest mit über 30.000 in das Krematorium. Fast alle 10.000 aus diesem Transport starben kurz darauf entweder durch eine malariaähnliche Krankheit, die unter ihnen gewütet hat und scheinbar ansteckend war, ferner Flecktyphus und infolge der allgemeinen im Lager herrschenden Bedingungen, die sie nicht ertragen konnten.

Da die Malaria unter griechischen Juden und der Flecktyphus überhaupt die Mortalitätsziffer der Häftlinge sehr in die Höhe schießen ließ, wurden die "Selektionen" zeitweise eingestellt. Die kranken griechischen Juden wurden aufgefordert, sich zu melden. Trotz der unsererseits erfolgten Mahnung haben sich von ihnen tatsächlich viele gemeldet. Sie wurden alle durch intercordiale Fenolinjektionen getötet. Diese Injektionen wurden von einem Sanitätsgefreiten, wobei ihm tschechische Häftlingsärzte assistieren mussten, verabreicht. Die Ärzte waren: Dr. Honsa Cespira, Prag (Jetzt KZ Buchenwald), Dr. Zdenek Stich, Prag (jetzt KZ Buchenwald), die ihr Möglichstes taten, um den Opfern zu helfen.

Der noch am Leben gebliebene Rest der 10.000 griechischen Juden, nahezu 1000 Männer wurden mit weiteren anderen 500 Juden zusammen zu Fortifikationsarbeiten nach Warschau geschickt. Einige Wochen später kamen einige Hundert von ihnen im hoffnungslosen Zustand zurück und wurden sofort vergast. Der andere Teil ist vermutlich dort umgekommen. 400 malariakranke griechische Juden wurden nach Einstellung der Fenol-"Behandlung" angeblich zur "weiteren Behandlung" nach Lublin geschickt. Sie sollen dort tatsächlich angekommen sein. Über ihr weiteres Schicksal ist uns aber nichts bekannt. Soviel steht allerdings fest, dass sich heute kein einziger griechischer Jude von diesen 10.000 im Lager befindet.

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