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Moritz von Schwind, Der Falkensteiner Ritt (1843/44)

Der ernsthafte, streng religiöse Mystizismus der Künstler der frühen Romantik (wie Caspar David Friedrich im Norden und die Nazarener im Süden) unterschied sich stark von der fantasiereichen Vorstellungskraft der späteren Anhänger der Bewegung wie Moritz von Schwind. Wie viele andere erfolgreiche Künstler der Biedermeierzeit war Schwind mehr am Anekdotischen als am rein Symbolischen oder Allegorischen interessiert. Thema des hier gezeigten Gemäldes ist die Sage des Ritters Kuno von Sayn, der sich in die Tochter des Burgherrn von Falkenstein verliebte. Dieser machte Kuno zur Bedingung, er müsse es in einer Nacht schaffen, die unzugänglichen Felsen, die zu seiner Burg hinaufführten, in einen passierbaren Weg umzuwandeln, dann könne er seine Tochter heiraten. Kuno schafft es schließlich, diese Aufgabe mit Hilfe von Erdzwergen zu bewältigen, die ihm dafür das Versprechen abnehmen, sämtliche Silbermienen des Felsens zu schließen. Das Gemälde zeigt Kuno beim Erreichen der Burg, auf seine zukünftige Braut zureitend.

Schwind war ein enger Freund des Komponisten Franz Schubert, der das deutsche Kunstlied revolutionierte, und versuchte, seinen Bildern ebenfalls einen musikalischen Rhythmus zu verleihen. Die Verbindung musikalischer, literarischer und malerischer Elemente in Schwinds Werk verkörpert ebenso wie das vieler anderer Mitglieder des Kreises um Schubert die zur Jahrhundertmitte wachsende Faszination von dem Gedanken einer universellen Kunstform, welche schließlich ihren stärksten Ausdruck in Wagners Konzept des Gesamtkunstwerks finden sollte.

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Moritz von Schwind, <I>Der Falkensteiner Ritt</i> (1843/44)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz / Museum der bildenden Künste Leipzig / Ursula Gerstenberger
Original: Museum der bildenden Künste Leipzig