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„Hänsel und Gretel” und „Dornröschen” (um 1840)

Die zuerst 1819 veröffentliche enzyklopädische Sammlung von Märchen und volkstümlichen Erzählungen der Brüder Grimm vereint zwei scheinbar widersprüchliche kulturelle Tendenzen zu vereinen, die beide einen gleichermaßen starken Einfluss auf alle Bereiche des intellektuellen Lebens im Deutschland des frühen 19. Jahrhunderts ausübten. Einerseits spiegelt die Sammlung die Besessenheit der Romantiker mit allem Mystischen und Übernatürlichen wider, ebenso wie ihre Suche nach 'naiven' und „organischen“ Ausdrucksformen, die von künstlichen gesellschaftlichen Konventionen unberührt geblieben waren. Innerhalb dieses kulturellen Kontextes wurde beliebten Geschichten, die durch mündliche Tradition überliefert wurden, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Andererseits reflektiert die Sammlung der Brüder Grimm auch das neoklassische Vermächtnis der Aufklärung, welches vernunftmäßigen Fortschritt und wissenschaftliche Studien propagiert. Die Grimms wollten in diesem Geist auch das volkstümliche Vermächtnis Europas studieren und bewahren. Obwohl die volkstümliche Erzählung als unmittelbarer Ausdruck des germanischen Nationalgeistes betrachtet wurde, verstand man ihre zugrunde liegenden Themen und Formen als universell. Insofern wurden alte Erzählungen deutschen Ursprungs wie „Hänsel und Gretel“ neben neueren, künstlerisch anspruchsvolleren wie „Dornröschen“ gelesen, das von dem Franzosen Charles Perrault im 17. Jahrhundert verfasst wurde. Zwei Lithographien (um 1840) nach Zeichnungen von Ludwig Emil Grimm.

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„Hänsel und Gretel” und „Dornröschen” (um 1840)

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