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Richard Walther Darré, „Reichsbauernführer” und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft (1933/34)

1933 übernahm der „Blut-und-Boden-Ideologe“ Richard Walther Darré als „Reichsbauernführer“ und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft die Leitung der nationalsozialistischen Agrarpolitik. Er betrieb die Gleichschaltung und Lenkung der gesamtdeutschen Landwirtschaft durch den so genannten „Reichsnährstand“, in dem Produktion, Groß- und Einzelhandel und Verbrauch von Agrarerzeugnissen reguliert wurden. Zentrale Schutz- und Fördermaßnahmen wie Produktionsnormen, Festpreise, Importzölle und Stützungskäufe sollten die deutsche Agrarproduktion vom Weltmarkt abschotten und zu Höchstleistungen treiben. Tatsächlich erreichte Deutschland bis 1939 in der Erzeugung von zum Beispiel Brot, Kartoffeln, Zucker und Fleisch das Ziel der nationalen Selbstversorgung, jedoch nur durch die strenge Rationierung des allgemeinen Nahrungsmittelverbrauchs. Mindestens 15 Prozent der Lebensmittel wurden weiterhin importiert. Preiserhöhungen und Versorgungsmängel gehörten schon vor 1939 zum deutschen Alltag. Auch Darrés Ziel, das Bauerntum zur zentralen Stelle in der neuen deutschen Volksgemeinschaft zu erheben und eine allgemeine Rückkehr zur vorindustriellen Agrarwirtschaft zu bewirken, scheiterte an den Erfordernissen der Kriegsvorbereitungen. Große Flächen von Ackerland wurden in Straßen, Flughäfen und Militäranlagen umgewandelt. Allein der Bau des „Westwalls“ schluckte 5.600 Bauernhöfe, andere wurden zur Produktionssteigerung beschlagnahmt und zwangsvereinigt. Die Landflucht wurde durch den Ausbau der Rüstungsindustrie noch beschleunigt. Zwischen 1933 und 1939 verringerte sich die Zahl der Landarbeiter von 1,8 auf 1,4 Millionen. Bis Kriegsbeginn war Darrés Vision vom deutschen „Bauernadel“ auf eigener Scholle im Reich gänzlich verschwunden. Er verlor zunehmend an politischem Einfluss und wurde 1942 seiner Ämter enthoben. 1949 wurde er im sogenannten „Wilhelmstraßen-Prozess“ unter anderem wegen Enteignung von jüdischen und polnischen Bauern sowie der Nahrungsmittelverweigerung gegen deutsche Juden zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er wurde schon im folgenden Jahr begnadigt und starb 1953 in München. Das Foto zeigt von links nach rechts Richard Walther Darré, Walther Funk (Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda), Kurt Schmitt (Reichswirtschaftsminister) und Gottfried Feder (Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium). Foto von Heinrich Hoffmann.

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Richard Walther Darré, „Reichsbauernführer” und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft (1933/34)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz / Heinrich Hoffmann