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Der Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft (11. Januar 1990)

Anfang 1990 wird der drohende Zusammenbruch der Planwirtschaft von der kommunistischen Tageszeitung Neues Deutschland endlich zugegeben; für die ausweglose Situation werden bestimmte politische Fehler ebenso wie die allgemeine strukturelle Starrheit verantwortlich gemacht und somit Hoffnungen auf eine weitere Reformierbarkeit einer unabhängigen DDR getilgt.

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Zur Lage der Volkswirtschaft der DDR

Viele Stimmen verlangten in den zurückliegenden Wochen eine rückhaltlose Offenlegung der ökonomischen Situation in der DDR. [ . . . ] Wir wandten uns an die Staatliche Zentralverwaltung für Statistik und baten um Auskunft. Auf der Grundlage auch von der Öffentlichkeit bisher vorenthaltenen Zahlen vermitteln wir einen Überblick zu Schwerpunktfragen der Wirtschaft. [ . . . ]

Trotz angestrengter und fleißiger Arbeit verlangsamte sich das Tempo der ökonomischen Entwicklung sichtlich: Planschulden im Betrieb, ein Angebot in den Läden, das zu wünschen übrigläßt, die Infrastruktur genügt bei weitem nicht den Anforderungen. Im Maßstab des gesamten Landes spiegelte sich all das im Nationaleinkommen wider. Wuchs es in den Jahren von 1981 bis 1985 – wie wir erfuhren – im Durchschnitt um 4,5 Prozent, so weisen die Jahre 1986 bis 1989 nur eine jährliche Steigerung von 3,1 Prozent auf. Wo liegen die Ursachen dafür? Welche Prozesse charakterisieren die Wirtschaft der DDR?


Akkumulation und Investitionen
Zu wenig Mittel flossen in produzierenden Bereich

Die Verlangsamung des Wachstums unseres produzierten Nationaleinkommens ist erkennbar am Trend der volkswirtschaftlichen Arbeitsproduktivität: In den Jahren von 1981 bis 1985 nahm sie jährlich um etwa 4,3 Prozent zu. Von 1986 bis 1989 beträgt das Wachstum im Jahresdurchschnitt lediglich 3,4 Prozent. Die Produktivität in der DDR liegt um 40 Prozent niedriger als in der BRD.

Welchen Prozessen ist diese Entwicklung geschuldet? Es handelt sich dabei um eine Vielzahl negativ wirkender Faktoren, die sich zum Teil gegenseitig überlagern. Dazu gehören die langfristigen Konsequenzen einer ungenügenden produktiven Akkumulation und der unzureichende Ertrag von Investitionen. [ . . . ] Gegenwärtig verfügt die DDR-Volkswirtschaft über einen Bestand an Grundfonds mit einem Wertvolumen von etwa 1750 Milliarden Mark. Gegenüber 1980 erhöhte es sich um 535 Milliarden Mark, das sind 44 Prozent. [ . . . ]

Im gleichen Zeitraum (1981 bis 1989) nahm das produzierte Nationaleinkommen um 41 Prozent zu. Damit gelang es in den 80er Jahren nicht, eine Wende zur vorwiegend intensiv erweiterten Reproduktion der Grundfonds zu vollziehen.

Hinzu kommt, dass eine der Grundproportionen der Wirtschaft, das Verhältnis von Akkumulation und Konsumtion, nicht entsprechend den Erfordernissen gestaltet wurde. Dadurch konnte die notwendige Akkumulationskraft im produzierenden Bereich nicht gesichert werden. [ . . . ]

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