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Die schwachen Leistungen der deutschen Schüler in der PISA-Studie (2002)

Der Gymnasialdirektor Dieter Smolka berichtet über das enttäuschende Abschneiden der deutschen Bundesländer bei der PISA-Studie (Programme for International Student Assessment), die im Jahr 2000 durchgeführt wurde und umreißt eine umfassende Bildungsreform.

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Die PISA-Studie: Konsequenzen und Empfehlungen für Bildungspolitik und Schulpraxis


Einleitung

Die PISA-Studie hat die deutsche Bildungsnation auf die hinteren Ränge verwiesen und das Selbstbild unseres Bildungssystems erschüttert. In der seitdem entbrannten Debatte werden Auswege aus der Bildungskrise gesucht und die Reformbedürftigkeit unseres Schulsystems unter die Lupe genommen. Die PISA-Studie und die PISA-Ergänzungsstudie (PISA-E) liefern für die Bildungspolitik wie für die Schulpraxis wichtige Grundlagen und Impulse für Veränderungen und Innovationen, die – gemessen am internationalen Leistungsstandard – alle deutschen Bundesländer nötig haben.

Die beiden Studien enthalten neben den Ländervergleichen zur Lesekompetenz, der mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundbildung sowie dem Gymnasialvergleich zusätzliche Informationen zum Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Schulerfolg, sozialen Disparitäten hinsichtlich der Bildungsbeteiligung, der Stellung von Schülern aus Migrantenfamilien sowie zu den institutionellen Bedingungen des schulischen Lernens.

Die Abstände zwischen den einzelnen Ländern in Deutschland erweisen sich zwischen dem stärksten und dem schwächsten Land als erheblich. Zwar gelingt es Bayern, in der Lesekompetenz über den OECD-Durchschnitt hinauszukommen, aber selbst Bayern kann sich nicht mit der Spitzengruppe der anderen Staaten messen. Also ist das in diesem Bereich beste Bundesland nur erster in der „zweiten Liga“.

Wegen des mangelhaften Gesamtergebnisses der deutschen Bildungsnation muss die Frage beantwortet werden, „warum ein Land mit der wirtschaftlichen und politischen Bedeutung und der kulturellen Tradition Deutschlands nicht in der internationalen Spitzengruppe mithält“. Denn die in Deutschland lebenden Kinder sind mit Sicherheit nicht lernschwächer oder lernunwilliger als finnische, schwedische oder kanadische Schülerinnen und Schüler.

I. Die PISA-Studie

1. Ziele von PISA

PISA (Programme for International Student Assessment) verfolgt das Ziel, den Regierungen der teilnehmenden Staaten regelmäßig Indikatoren zur Verfügung zu stellen, die für politisch-administrative Entscheidungen zur Verbesserung der nationalen Bildungssysteme brauchbar sind. Dabei ist der Begriff der politisch-administrativen Entscheidung weit gefasst. Er bezieht alle Ebenen des Bildungssystems ein, auch die Entwicklung der Einzelschule sowie alle Unterstützungssysteme von der Lehrerausbildung bis zur Schulberatung. Die Indikatoren beziehen sich auf die Bereiche Lesekompetenz, mathematische und naturwissenschaftliche Grundbildung sowie auf fächerübergreifende Kompetenzen. Zielpopulation sind 15-jährige Schülerinnen und Schüler, also eine Altersgruppe, die in fast allen OECD-Mitgliedsstaaten noch der Vollzeitschulpflicht unterliegt.

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