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Die Rede Hitlers während des Prozesses zum Hitler-Putsch (Februar 1924)

Nach dem gescheiterten Putsch vom 8./9. November 1923 fand vor dem Volksgericht München zwischen dem 26. Februar und dem 1. April 1924 der Hochverratsprozess gegen Hitler, Ludendorff und acht weitere Mitangeklagte statt. Letztere waren Ernst Pöhner (Rat am Obersten Landesgericht), Wilhelm Frick (Oberamtmann bei der Münchner Polizeidirektion), Friedrich Weber (Tierarzt), Ernst Röhm (Hauptmann a.D.), Wilhelm Brückner (Oberleutnant der Reserve a.D.), Robert Wagner (Leutnant), Hermann Kriebel (Oberstleutnant a.D.) und Heinz Pernet (Oberleutnant a.D.). Kaum verhohlen sympathisierte der vorsitzende Richter Georg Neithardt mit den Putschisten und gab ihnen reichlich Gelegenheit, bei den überwiegend öffentlichen Verhandlungen ihre politischen Überzeugungen breit darzulegen und die Reichsregierung demagogisch anzugreifen. Insbesondere Hitler ließ sich diese Chance nicht entgehen: Bereits am ersten Prozesstag konnte er eine Erklärung zur Verteidigung abgeben, die etwa dreieinhalb Stunden dauerte. Seine hier in Auszügen wiedergegebene Rede zum Abschluss des Prozesses war ungefähr zwei Stunden lang. Das demonstrativ milde, am 1. April 1924 ergangene Urteil lautete für Hitler, Weber, Kriebel und Pöhner fünf Jahre Festungshaft – abzüglich der Untersuchungshaft – und die Zahlung von 200 Goldmark oder 20 zusätzlichen Tagen Haft wegen Hochverrat, wobei ihnen aber bereits nach sechs Monaten Bewährung in Aussicht gestellt wurde. Brückner, Röhm, Pernet Wagner und Frick erhielten wegen Beihilfe je ein Jahr und drei Monate Festungshaft – ebenso abzüglich der Untersuchungshaft – und eine Geldstrafe von 100 Goldmark bzw. ersatzweise 10 weitere Tagen Haft, kamen aber sofort auf Bewährung frei. Ludendorff wurde freigesprochen.

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[ . . . ] Lossow sagte hier, er habe im Frühjahr mit mir gesprochen und damals nicht beobachtet, daß ich etwas für mich erstrebe, sondern daß ich nur Propagandist und Weckrufer sein wollte.

Wie klein denken doch kleine Menschen! Nehmen Sie die Überzeugung hin, daß ich die Erringung eines Ministerpostens nicht als erstrebenswert ansehe. [ . . . ]

Was mir vor Augen stand, das war vom ersten Tage an mehr, als Minister zu werden. Ich wollte der Zerbrecher des Marxismus werden. Ich werde diese Aufgabe lösen, und wenn ich sie löse, dann wäre der Titel eines Ministers für mich eine Lächerlichkeit. Als ich zum ersten Mal vor Wagners Grab stand, da quoll mir das Herz über vor Stolz, daß hier ein Mann ruht, der es sich verbeten hat, hinauf zu schreiben: Hier ruht Geheimrat Musikdirektor Exzellenz Baron Richard von Wagner. Ich war stolz darauf, daß dieser Mann und so viele Männer der deutschen Geschichte sich damit begnügen, ihren Namen der Nachwelt zu überliefern, nicht ihren Titel. Nicht aus Bescheidenheit wollte ich damals »Trommler« sein; das ist das Höchste, das andere ist eine Kleinigkeit. [ . . . ]

Herr Staatsanwalt, so wie Sie in der Anklageschrift betonen, daß wir mit zusammengebissenen Zähnen warten müßten, bis die Saat reif geworden wäre, so haben auch wir gewartet, und als der Mann kam, haben wir gerufen: Die Saat ist reif, die Stunde ist gekommen! Dann erst habe ich mich nach langem Zögern zur Verfügung gestellt. Ich verlangte, daß ich die Führung des politischen Kampfes in meine Faust bekomme, und zweitens habe ich verlangt, daß die Führung der Organisation, die wir alle ersehnten und die auch Sie innerlich genau so ersehnen, der Held bekommt, der in den Augen des ganzen jungen Deutschlands nun einmal berufen ist hierzu. Höhnisch erklärte der Zeuge, man mußte Ludendorff nehmen, weil dann die Reichswehr nicht schießen würde. Ist das ein Verbrechen von mir? Lag darin etwa ein Hochverrat, daß ich zu Lossow sagte: »Wie Sie den Kampf beginnen, muß es zum Kampf kommen; wie ich es mir vorstelle, kommt es nicht zum Kampf.« [ . . . ]

Was wollten wir am 8. November, abends? Im Reiche wollten die Herren alle ein Direktorium. Was man im Reiche angestrebt hat, kann man in Bayern nicht verdammen. Das Direktorium war in Bayern schon da, es bestand aus den Herren Kahr, Lossow und Seisser. Von einer legalen Regierung haben wir nichts mehr gewußt, wir haben nur gefürchtet, daß bei der letzten Entscheidung vielleicht noch Hemmungen kommen könnten.

Ich bin kein Monarchist, sondern letzten Endes auch Republikaner. Pöhner ist Monarchist, Ludendorff treu ergeben dem Hohenzollernhaus. Wir alle, die wir so verschieden eingestellt sind, standen zusammen. Deutschlands Schicksal liegt nicht in der Republik oder der Monarchie, sondern dem Inhalt der Republik oder Monarchie. Was ich bekämpfe, ist nicht die Staatsform als solche, sondern der schmähliche Inhalt. Wir wollten in Deutschland die Voraussetzungen dafür schaffen, die allein es möglich machen, daß die eiserne Faust unserer Feinde von uns genommen wird. Wir wollten Ordnung schaffen im Staatshaushalt, die Drohnen ausweisen, den Kampf gegen die internationale Börsenversklavung aufnehmen, gegen die Vertrustung unsrer ganzen Wirtschaft, den Kampf gegen die Politisierung der Gewerkschaften, und vor allem sollte wieder eingeführt werden die höchste Ehrenpflicht, die wir als Deutsche kannten, die Pflicht zur Waffe, die Wehrpflicht. Und da frage ich Sie: Ist das, was wir gewollt haben, Hochverrat?
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Nun wird gesagt: Aber Exzellenz v. Kahr, v. Lossow und v. Seisser wollten den Vorgang am 8. November abends nicht. Die Anklageschrift sagt, daß wir die Herren in eine Zwangslage hineingestoßen haben. In die Zwangslage waren wir durch die Herren selber geraten, sie haben uns in die Zwangslage hineingestoßen. Herr v. Kahr hätte ehrenhaft sagen müssen: Herr Hitler, wir meinen unter Staatsstreich etwas anderes, wir meinen unter Marsch auf Berlin etwas anderes. Er hätte die Pflicht gehabt, uns zu sagen: Wir meinen mit dem, was wir hier machen, etwas anderes als das, was Sie glauben. Er hat das nicht getan, die Folgen kommen ausschließlich auf die drei Herren.
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