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Das Programm der Deutschen Arbeiterpartei (1920)

Am 5. Januar 1919 gründeten der Werkzeugschlosser Anton Drexler und der Sportjournalist Karl Harrer in München die Deutsche Arbeiterpartei (DAP), wobei Harrer Reichsvorsitzender und Drexler Vorsitzender der Münchner Ortsgruppe wurde. Die Geschäftsführung der DAP sollte bei einem leitenden Ausschuss liegen. Adolf Hitler besuchte in seiner Eigenschaft als Vertrauensmann für die Nachrichtenabteilung des (bayerischen) Reichswehrgruppenkommandos 4 am 12. September 1919 eine DAP-Versammlung und trat in der zweiten Septemberhälfte der Partei dessen Leitungsausschuss bei. In der DAP wirkte Hitler zunächst als Werbeobmann und Redner. Zusammen mit Drexler, der nach dem Ausscheiden Harrers am 5. Januar 1920 DAP-Vorsitzender wurde, formulierte Hitler ein Parteiprogramm aus. Dessen wirtschaftspolitische Teile, insbesondere die Formel von der „Brechung der Zinsknechtschaft“, gehen auf den Ingenieur Gottfried Feder zurück. Deutliche Ähnlichkeiten bestehen daneben zum im Dezember 1918 veröffentlichten Programmentwurf „zur Gründung einer deutsch-sozialistischen Partei“ des Ingenieurs Alfred Brunner. Insgesamt veranschaulichen die thesenartigen 25 Punkte, wie die NSDAP nationalistische und sozialistische Ideen zu einer völkischen Rhetorik verschmolz, welche große Massen der deutschen Bevölkerung ansprechen sollte. Bei einer öffentlichen Veranstaltung im Münchner Hofbräuhaus mit etwa 2.000 Teilnehmern verlas Hitler am 24. Februar 1920 das 25-Punkte-Programm.

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Das Programm der Deutschen Arbeiterpartei ist ein Zeitprogramm. Die Führer lehnen es ab, nach Erreichung der im Programm aufgestellten Ziele neue aufzustellen, nur zu dem Zweck, um durch künstlich gesteigerte Unzufriedenheit der Massen das Fortbestehen der Partei zu ermöglichen.

1. Wir fordern den Zusammenschluß aller Deutschen aufgrund des Selbstbestimmungsrechtes der Völker zu einem Großdeutschland.

2. Wir fordern die Gleichberechtigung des deutschen Volkes gegenüber den anderen Nationen, Aufhebung der Friedensverträge in Versailles und St. Germain.

3. Wir fordern Land und Boden (Kolonien) zur Ernährung unseres Volkes und die Ansiedlung unseres Bevölkerungsüberschusses.

4. Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein.

5. Wer nicht Staatsbürger ist, soll nur als Gast in Deutschland leben können und muß unter Fremdengesetzgebung stehen.

6. Das Recht, über Führung und Gesetze des Staates zu bestimmen, darf nur dem Staatsbürger zustehen. Daher fordern wir, daß jedes öffentliche Amt, gleichgültig welcher Art, gleich ob im Reich, Land oder Gemeinde, nur durch Staatsbürger bekleidet werden darf. Wir bekämpfen die korrumpierende Parlamentswirtschaft einer Stellenbesetzung nur nach Parteigesichtspunkten ohne Rücksichten auf Charakter und Fähigkeiten.

7. Wir fordern, daß sich der Staat verpflichtet, in erster Linie für die Erwerbs- und Lebensmöglichkeiten der Staatsbürger zu sorgen. Wenn es nicht möglich ist, die Gesamtbevölkerung des Staates zu ernähren, so sind die Angehörigen fremder Nationen (Nicht-Staatsbürger) aus dem Reiche auszuweisen.

8. Jede weitere Einwanderung Nichtdeutscher ist zu verhindern. Wir fordern, daß alle Nichtdeutschen, die seit 2. August 1914 in Deutschland eingewandert sind, sofort zum Verlassen des Deutschen Reiches gezwungen werden.

9. Alle Staatsbürger müssen gleiche Rechte und Pflichten besitzen.

10. Erste Pflicht jedes Staatsbürgers muß sein, geistig oder körperlich zu schaffen. Die Tätigkeit des einzelnen darf nicht gegen die Interessen der Allgemeinheit verstoßen, sondern muß im Rahmen des Gesamten und zum Nutzen aller erfolgen.

11. Daher fordern wir: Abschaffung des arbeits- und mühelosen Einkommens.

12. Brechung der Zinsknechtschaft. Im Hinblick auf die ungeheuren Opfer an Gut und Blut, die jeder Krieg vom Volke fordert, muß die persönliche Bereicherung durch den Krieg als Verbrechen am Volke bezeichnet werden. Wir fordern daher restlose Einziehung aller Kriegsgewinne.

13. Wir fordern die Verstaatlichung aller (bisher) bereits vergesellschafteten (Trusts) Betriebe.

14. Wir fordern Gewinnbeteiligung an Großbetrieben.

15. Wir fordern einen großzügigen Ausbau der Altersversorgung.

16. Wir fordern die Schaffung eines gesunden Mittelstandes und seine Erhaltung. Sofortige Kommunalisierung der Groß-Warenhäuser und ihre Vermietung zu billigen Preisen an kleine Gewerbetreibende, schärfste Berücksichtigung aller kleinen Gewerbetreibenden bei Lieferungen an den Staat, die Länder oder Gemeinden.

17. Wir fordern eine unseren nationalen Bedürfnissen angepaßte Bodenreform, Schaffung eines Gesetzes zur unentgeltlichen Enteignung von Boden für gemeinnützige Zwecke. Abschaffung des Bodenzinses und Verhinderung jeder Bodenspekulation.

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