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Die Katholiken: Die Versammlung der katholischen Vereine des Rheinlands und Westfalens (1849)

Auf der Versammlung der katholischen Vereine des Rheinlands und Westfalens vom 17.-20. April 1849 wurde darüber diskutiert, inwieweit sich die Vereine rein religiösen Belangen widmen oder auch politische Fragen erörtern sollten. Katholische Gruppen waren bereits in deutschen Parlamenten vertreten, so auch in der Frankfurter Nationalversammlung von 1848. Die Beschäftigung mit der sozialen Frage und später die Verteidigung der Kirche gegen staatliche Eingriffe führten zu verstärkter Politisierung. Es folgen Auszüge aus der Debatte vom 18. April 1849.

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Die Verhandlungen der zweiten Sektion begannen mit Erörterung der Vorfrage, ob sogenannte rein politische Fragen in der gegenwärtigen Versammlung der katholischen Vereine Rheinlands und Westfalens überhaupt verhandelt werden sollten. Es wurde nämlich von einer Seite der Antrag gestellt, die Versammlung möge ausdrücklich beschließen, daß sie mit solchen Fragen sich nicht befassen wolle. Dieser Antrag ist jedoch von der Mehrheit der Sektion mit 29 Stimmen gegen 12 Stimmen verworfen worden. Da nun nach der Geschäftsordnung ein in der Sektion verworfener Antrag nur dann in der Generalversammlung nicht wiederholt werden kann, wenn sich eine Majorität von mehr als 3/4 der Stimmenden dagegen ausgesprochen hat, eine solche Majorität im gegenwärtigen Fall nicht vorhanden ist, so fragt es sich zunächst, ob der Antragsteller, Herr Professor Dieringer aus Bonn, hier seinen fraglichen Antrag wiederholen will.

Herr Professor Dieringer (aus Bonn) erklärt, daß er allerdings seinen Antrag zur Entscheidung der Generalversammlung bringen wolle, den er hiermit als Berichterstatter der Minorität in folgender Fassung vorlege:

»Die Pius-Vereine erklären, daß sie sich nur mit den politischen Fragen beschäftigen, welche in direkter und notwendiger Verbindung mit den kirchlich-sozialen Zwecken der Pius-Vereine stehen,« und für den Fall, daß diese Erklärung nicht beliebt werden sollte, stelle er den Unterantrag:

»Es möge den einzelnen Pius-Vereinen in Rheinland und Westfalen überlassen bleiben, ob und inwieweit sie sich mit rein politischen Fragen beschäftigen wollen.«

Verlesung der an die politische Sektion verwiesenen, im Wortlaut nicht wiedergegebenen Anträge.

Herr Rübsahmen gibt eine kurze Übersicht der in der Sektion bei Gelegenheit des angeführten Prinzipienstreites, ob sogenannte rein politische Fragen auszuschließen, von beiden Seiten geltend gemachten Gründe.

Von der einen Seite habe man behauptet, wenn diese Ausschließung nicht stattfinde, so möchte sich alsbald eine Verschiedenheit politischer Ansichten geltend machen, welche den Fortbestand der Pius-Vereine gefährden könnte; die Pius-Vereine, so habe man ferner behauptet, seien als kirchliche Vereine zu betrachten, dürften sich also schon deshalb nicht mit rein politischen Fragen befassen.

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