Dise Figur sol man anschawen.
Die bedewtet ein weyse Frawen.
Welliche Fraw darnach thut
Die ist an ehren wol behut.
[Augen]
Ich sehe scharff gleich als der Falck
Erkenn die frumen bey dem schalck
Wem sein sin nach meinen eren stat
Da hüt ich mich vor fru und spat
[Ohren]
Das solle mich gar nit verdriessen
Mein oren die wil ich auffschliessen
Das sy thun hören Gottes wort
Das banget frummen hie und dort.
[rechte Hand]
Hoffart diewil ich auch verschmehen.
Vnnd wil in disen spiegel sehen.
Daran uns Gott erarnet hat
Das thut ir Frawen ist mein rat.
[Mund]
Von gold trag ich vor meinem mundt
Ein Schloß tag nach und alle stundt
Auff das er vnnutz red vermeyd
Und niemand nit sein Eer abschneyd.
[Brust]
Auch so trag ich ein stedten mut
Gleich wie die Türtel taube thut
Gen dem der mein Petgnoß sol sein
Nit an jm prech die trewe man.
[Taille]
Mit schlangen gürt ich meinen leyb.
Also sol thün ein bider weyb.
Die sich vor schandt gifft huten wil.
Vor böser lieb unnd affenn spil.
[linke Hand]
Den armen sol ich geren geben
Da mit erwerb das ewig leben
Dann ich nit anderst finden kann
Das ich anders mög bringen darvan
[Füsse]
Auff pferdes füssen sol ich geen
Das ich in Eeren fest kan steen
Auff das ich nicht in sunde fall
Ist suß / wirt bitte als ein gall.
Welche Fraw hat ein solchen sitten
Die wirdt an Eeren nit verschnitten
Mag auch verdienen sicherleich
Von Gott sein Ewig Himelreich.
Quelle: Max Geisberg, The German Single-Leaf Woodcut: 1500-1550, neu bearbeitet und herausgegeben von Walter L. Strauss. 4 Bde. New York: Hacker Art Books, 1974, Bd. 4, S. 1511.