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Die Jugendzeit des Sohnes eines Nürnberger Schneiders in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Rückblick)

Johann Christoph Händler, 1744 als Sohn eines Schneidermeisters geboren, schöpfte aus seiner ersten Bildung und Erziehung intellektuelle Inspiration, trat jedoch wegen mangelnder finanzieller Mittel für eine höhere Bildung unfreiwillig in die Fußstapfen seines Vaters. Er ertrug die lieblose Ehe, die seine Eltern für ihn arrangiert hatten, doch nahm sein weiteres Leben einen glücklicheren Verlauf. Dieser Text beleuchtet die Lebensbedingungen und Mentalität kleinerer Handwerker, deren Vertrautheit mit höherem Bildungsgut dank ihrer Lesekenntnis häufig nicht zu verwirklichende Ambitionen und Aufsässigkeit weckte.

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Biographie eines noch lebenden Scheiders von ihm selbst geschrieben

Johann Christoph Händler


Ich bin im Jahr Christi 1744, den 24. April von geringen jedoch aber von rechtschaffenen und christlichen Eltern, allhier in Nürnberg gebohren worden. [ . . . ] Mein Vater war der weiland Erb. und Kstr. Joh. Christoph Händler, Burger und respective Schneidermeister allhier in Nürnberg, die Mutter war Frau Anna Barbara, eine gebohrne Meyrin von Oberhochstatt, nahe an der fürstl. Onolzbachischen Vestung Wülzburg. Gleich nach meiner Geburt eilten Sie ihrer Pflicht gemäß, um den Bund des dreyeinigen Gottes mit mir zu errichten, zur heiligen Taufe: mit Red und Antwort vertrat mich der weil. ehrb. und wohlfürnehme Herr Joh. Christoph Birckner, wohlangesehener Kauf- und Handelsherr allhier, und ich erhielt in der heiligen Taufe den Namen Joh. Christoph. So bald Sie merkten daß einige Merkmale des Verstandes sich an mir offenbahrten, so ermangelten meine Eltern nicht mich zur Gottesfurcht anzuhalten, bei zunehmenden Jahren wurde mir ein Hausinformator gehalten, welcher mir sowol im Christenthum, als auch im Lesen, Schreiben und Rechnen die nöthige Kenntnisse beibrachte. Der dermalige Hr. Candidat nachherige Miliz-Geistliche Hr. Pfarrer Hofmann, gab mir Lection in den Anfangsgründen der lateinischen und griechischen Sprache, in Musik war mein Lehrer der verstorbene Organist an der Kirche zu unsrer lieben Frauen, auch Malz- und Gerstenschreiber Hr. Gottfried Roth, dessen Andenken bei mir in Segen bleibt.

Gott der Belohner alles des guten, werde auch an meinen rechtschaffenen Lehrern das Werk, das Sie an mir gethan haben, nicht unbelohnt lassen.

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