Im Januar 1920 begann auch der Beleidigungsprozeß Erzbergers gegen Helfferich. Dieser hatte in einer Artikelserie in der konservativen Kreuzzeitung unter der Überschrift „Fort mit Erzberger“ – alsbald auch als Broschüre veröffentlicht – schwere persönliche Beschuldigungen gegen Erzberger erhoben. Sie endeten in folgenden aufreizenden Worten: Das ist Herr Erzberger, der nicht doppelt und dreifach, sondern zehn- und zwanzigfach von allen Seiten bewußter Unwahrheit geziehen wird; der sich eine unsaubere Vermischung politischer Tätigkeit und eigener Geldinteressen zum Vorwurf machen lassen muß; der auf alle diese Anschuldigungen trotz schärfster Herausforderung nicht klagt, sondern kneift und nach der Art bedrohter Tintenfische das Wasser trübt, um zu entwischen. [ . . . ]
Das ist Herr Erzberger, dessen Name mit Recht unter dem elenden Waffenstillstandsvertrag steht.
Das ist Herr Erzberger, der während des Waffenstillstands der Entente half, uns finanziell zu knebeln, der unsere Handelsflotte in die Häfen der Entente steuerte!
Das ist Herr Erzberger, der uns nach Versailles geführt hat, der während der Friedensverhandlungen den Feinden seine Bereitwilligkeit zu erkennen gab, den Schand- und Knechtschaftsfrieden bedingungslos zu unterzeichnen, der damit die Auslieferung des Kaisers und anderer deutscher Männer auf dem Gewissen hat, der aber in Erkenntnis seines Werkes sich von der Unterzeichnung seines Friedens zu drücken wußte!
Das ist Herr Erzberger, dessen Name trotzdem für alle Zeit mit Deutschlands Not und Deutschlands Schmach unlösbar verbunden sein wird!
Das ist Herr Erzberger, der das deutsche Volk mit dem geringen moralischen, politischen und wirtschaftlichen Kapital, das es aus dem Zusammenbruch noch gerettet hat, zur gänzlichen Vernichtung führen wird, wenn ihm nicht endlich das Handwerk gelegt wird!
Deshalb gibt es für das deutsche Volk nur eine Rettung. Überall im Lande muß mit unwiderstehlicher Gewalt der Ruf ertönen: Fort mit Erzberger!
Quelle: Arnold Brecht, Aus nächster Nähe, Lebenserinnerungen 1884-1927. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1966, S. 298-99. [Originalquelle: Karl Helfferich, Fort mit Erzberger. Berlin: Scherl 1919, S. 81-83.]