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Verhandlungen des Reichstags über den Versailler Vertrag (Juni 1919)

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(Hört! hört! rechts.)

Man kann sich danach auch ungefähr denken, wie diese Abstimmung ausfallen wird.

(Zuruf von den Sozialdemokraten.)

— Nein, das ist nicht übertrieben, das ist durchaus richtig.

Man will uns auch Posen und Westpreußen nehmen: Posen, wo es rein polnische Kreise — um mit Herrn Wilson zu sprechen — überhaupt nicht gibt; Westpreußen, das überwiegend deutsch ist! Man raubt uns dadurch, daß man diese Provinzen für sich in Anspruch nimmt, die Verbindung mit Ostpreußen. Ostpreußen sinkt zu einer Streuparzelle Deutschlands herab. Dazu kommt, daß die große Ostbahn, die uns mit Ostpreußen verbindet, zum Teil in polnische Hände fallen wird. Der von Friedrich dem Großen gebaute Netzekanal, der die Verbindung zwischen Oder und Weichsel herstellt, hat seine Wasserzuflüsse in dem zukünftigen polnischen Staat. Man kann uns diese Wasserzuflüsse absperren, dadurch den Warthe—Netzekanal trocken legen und damit die Zufuhr zu Wasser, namentlich der ostpreußischen Hölzer, so gut wie unmöglich machen oder sehr erheblich verteuern. Gerade Mitteldeutschland ist aber auf die Zufuhr des Holzes durch den Netzekanal unbedingt angewiesen. Der Gedanke der Gründung eines Königreichs Polen war die selbstmörderischste Torheit, die je eine Regierung begangen hat;

(sehr richtig! rechts)

man kann sich das nur daraus erklären, daß die Männer, die die Verantwortung dafür tragen, keine Ahnung von den Verhältnissen hatten und somit im höchsten Grade leichtfertig gehandelt haben. Von dieser Schuld wird sie die Geschichte niemals freisprechen. Dieser Vorwurf bleibt auf ihnen hängen. So sollen jetzt die Polen in die von Deutschland überhaupt erst kulturfähig gemachten Gebiete Posen und Westpreußen einziehen, wahrscheinlich nach dem bekannten Grundsatz: Freie Bahn dem Tüchtigen!

Unsere Kolonien! Wir haben unsere Kolonien rechtmäßig erworben,

(Zuruf links.)

— rechtmäßig erworben. Jetzt wagt England uns zu sagen, das deutsche Volk habe sich nicht fähig gezeigt, fremde Kolonialvölker zu regieren; dieses England, das Indien seit Jahrhunderten knechtet, das aus Indien ungeheure Reichtümer herauszieht, während die indische Bevölkerung im fürchterlichsten Elend lebt; dieses England, was die große Schicht gebildeter Indier tatsächlich von der Verwaltung des Landes so gut wie ausschließt. Dieselbe Zumutung wagt uns Belgien zu machen, dessen schmähliche Kongoregierung noch in aller Erinnerung ist.

(Sehr richtig! rechts.)

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