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August Mayer, Präsident des Suchdienstes für vermisste Deutsche: Volkssolidarität und Suchdienst (1947)

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Aber Presse, Rundfunk, Film genügen nicht. Sie reichen nicht aus, um in das kleinste Dorf zu dringen und um den letzten Umsiedler, den letzten Menschen, der nach seinen lieben Vermißten sucht, aufzuklären, welchen Weg er einzuschlagen hat, um zu einem Ergebnis zu gelangen. Hier müssen Wege gefunden werden, um noch mehr als bisher Kenntnis zu geben von der Arbeit des Suchdienstes. Hier gilt es, Transmissionsriemen von der Behörde zur Bevölkerung einzuschalten, deren Aufgabe es ist, überall dort helfend einzugreifen, wo der Arm einer Zentralstelle nicht lang genug ist. Die Massenorganisationen, seien es Gewerkschaften, kulturelle Organisationen, politische Parteien, Organisationen zum Wohl des Volkes, sie alle haben die Möglichkeit, hier zu helfen. Eine der wichtigsten dieser Organisationen ist die Volkssolidarität, die Organisation der Solidarität für das Volk.

Wir können mit Freude feststellen, daß uns die Volkssolidarität schon viel geholfen hat, sei es den Umsiedlern oder den armen Alten, die ohne Verbindung mit ihren Kindern sind, seien es Kinder, die in Heimen untergebracht werden müssen, überall fühlten wir den hilfreichen Arm dieser Organisation.

Besonders erwähnen wollen wir her die rühmenswerte Initiative des Landes Sachsen, das eine Broschüre elternloser Kinder in Zusammenarbeit mit dem Suchdienst herausgegeben hat. Es ist zu hoffen, daß diese Initiative alle Länder erfaßt und zentral geleitet wird, damit auch her ein Höchstmaß von Erfolg in gedeihlicher Zusammenarbeit mit den Landesorganisationen der Volkssolidarität verzeichnet werden kann. Die Hilfe, welche die Volkssolidarität den elternlosen Kindern gewährt, muß ergänzt werden durch die gemeinsame Arbeit der zuständigen Stellen, das Letzte zu tun, allen Spuren nachzugehen, um die Eltern Elternteile oder Verwandte der heute noch ohne Nachricht dastehenden Kinder aufzufinden. [ . . . ]

Aus Kaliningrad, dem früheren Königsberg (Pr.), sind 3200 Kinder, die dort in Waisenhäusern untergebracht waren, in Quarantänelagern in der sowjetischen Besatzungszone eingetroffen. Der „Suchdienst für vermißte Deutsche“ steht nun vor der schweren Aufgabe, festzustellen, ob und wo eventuell noch Angehörige dieser Kinder leben. Bisher konnten durch den „Suchdienst für vermißte Deutsche“ Eltern oder Angehörige von 323 Kindern gefunden werden. Wieviel Freude ist wieder durch den „Suchdienst“ den nach ihren Kindern bangenden Müttern oder Angehörigen gemacht worden. Für jeden muß es eine menschliche Verpflichtung sein, mitzuhelfen, den Kindern, wenn möglich noch zum Weihnachtsfest, ihr Elternhaus wiederzugeben.

Alle, die Angaben machen oder Hinweise über den Aufenthaltsort der Eltern oder Angehörigen der unten aufgeführten Kinder geben können, teilen dies bitte dem „Suchdienst für vermißte Deutsche“, Berlin W8, Kanonierstraße 35, mit. Suchanträge nach Kindern sind durch die amtliche Suchpostkarte, die auf allen Postämtern der sowjetischen Besatzungszone erhältlich ist, an den „Suchdienst für vermißte Deutsche“ zu richten.

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Quelle: August Mayer, „Volkssolidarität und Suchdienst“, Volkssolidarität. Mitteilungsblatt für alle Ortsausschüsse und Aktivisten der Volkssolidarität. Dezember 1947, Nr. 9, S. 7.

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