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Der Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft (11. Januar 1990)

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Arbeitsvermögen, Berufsnachwuchs, Lebensniveau
Uneffektive Struktur der Beschäftigten entstanden

Ende der 80er Jahre ergaben sich allein schon durch die demographische Entwicklung unseres Landes ungünstige Bedingungen für die Reproduktion des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens. Bis 1988 stieg die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter nur noch geringfügig an. Mit der massenhaften Auswanderung 1989 verringerte sich die Arbeitskräftezahl einschneidend. Die Auswanderung hält noch an. Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der aus der Berufsausbildung kommenden Jungfacharbeiter. Im Zuge der Verwaltungsreform und anderer Veränderungen in staatlichen Einrichtungen, Parteien und Massenorganisationen offenbart sich eine uneffektive Beschäftigungsstruktur. Frei werdende Arbeitskräfte verfügen über andere Qualifikationen, als sie für die gegenwärtig rund 250 000 freien Arbeitsplätze benötigt werden.

Die Sozialpolitik forderte einen großen Anteil am volkswirtschaftlichen Gesamtergebnis, ohne daß sie im genügenden Maß zu Leistungen stimulierte. Die Nettogeldeinnahmen der Bevölkerung lagen in den Jahren von 1986 bis 1989 über den geplanten Zielen. Der Einzelhandelsumsatz lag im gleichen Zeitraum unter den Planzielen. Die Ergebnisse in der Volkswirtschaft blieben hinter den Einkommen zurück. Das Angebot an Waren und Leistungen entsprach und entspricht in Struktur, Qualität und Quantität nicht der zahlungsfähigen Nachfrage. Durch die Disproportion zwischen Kauffonds und Warenfonds entstand ein erheblicher Kaufkraftüberhang. [ . . . ]

Bei den Geldeinnahmen aus Berufstätigkeit hat sich das Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten und das der LPG-Mitglieder seit 1980 am schnellsten entwickelt. Bei den anderen Berufstätigengruppen wirkten sich insbesondere die seit 1986 festgelegten Maßnahmen zur Förderung des individuellen Handwerks aus. Insgesamt haben sich aber die Einkommensunterschiede seit 1980 nur unwesentlich geändert. Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen der Arbeiter und Angestellten erhöhte sich seit 1980 um 30,6 Prozent und betrug im Jahr 1988 1946 Mark monatlich. Das Pro-Kopf-Nettoeinkommen belief sich auf 696 Mark im Monat (1988).

Durch gestiegene Produktion von Konsumgütern erhöhte sich zwar die Warenbereitstellung von Nahrungs- und Genußmitteln sowie Industriewaren für die Bevölkerung, blieb aber sowohl in Sortimentsbreite als auch in Qualität hinter den Erwartungen der Käufer zurück. [ . . . ]



Quelle: Neues Deutschland, 11. Januar 1990.
Wiedergabe auf dieser Website mit freundlicher Genehmigung von Neues Deutschland.

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