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Der Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft (11. Januar 1990)

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Grundfondseffektivität, Instandhaltung
Maschinen und Anlagen kamen in die Jahre

Obwohl die materiell-technische Basis teilweise erneuert wurde, konnten verschlissene Ausrüstungen nur unzureichend ausgesondert werden. Im Zeitraum 1981 bis 1989 standen zum Beispiel Aussonderungen im Wert von 61 Milliarden Mark Zugänge von 330 Milliarden Mark gegenüber. Das führte zu einer wesentlichen Überalterung der Ausrüstungen in fast allen produzierenden Bereichen. Betrug das Volumen vollständig abgeschriebener Maschinen und Anlagen 1980 rund 58 Milliarden Mark, so erhöhte sich ihr Umfang bis 1989 auf 133 Milliarden Mark und hat sich damit mehr als verdoppelt. 20 Prozent aller Ausrüstungen sind abgeschrieben. 1980 waren es 14 Prozent. [ . . . ]

Die Polarisierung zwischen neuen und alten Produktionsausrüstungen nahm seit 1985 weiter zu. Im Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen und Fahrzeugbau – der Bereich mit der stärksten Grundfondsentwicklung – wuchs beispielsweise im Zeitraum von 1986 bis 1989 die Zahl neuer, bis zu fünf Jahre alter Ausrüstungen um 7900 Anlagen an. Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der über 20 Jahre alten Anlagen und Maschinen um 11 100 auf über 66 000, weil nur wenig verschlissene Ausrüstungen ausgesondert wurden.

Diese Altersstruktur führte vielerorts zu einer geringen Leistungsentwicklung und Kapazitätsproportionen, so zu Widersprüchen zwischen der Zulieferindustrie und den Finalproduzenten. Die hohe Anzahl alter Ausrüstungen bindet im Vergleich zu modernen Maschinen und Anlagen wesentlich mehr Arbeitskräfte zu ihrer Bedienung und vor allem zur Instandhaltung. Der Instandhaltungsaufwand vermehrte sich von Jahr zu Jahr. [ . . . ]


Außenhandel, internationale Arbeitsteilung
Import wuchs schneller als der Export

Zu den Faktoren, die die Dynamik unseres Nationaleinkommens ungünstig beeinflußten, zählen auch sich verschlechternde Wettbewerbspositionen auf den Außenmärkten sowie eingeschränkte Möglichkeiten, die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung zu nutzen. Einerseits waren der DDR durch Embargobestimmungen bei vielen Hochtechnologien im nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet die Hände gebunden. Andererseits fehlten entsprechende Erzeugnisse im sozialistischen Ausland.

Das produzierte Nationaleinkommen stand nicht in den geplanten Volumen und Proportionen zur Verfügung, die für die Lösung der außenwirtschaftlichen Aufgaben und für die Verwendung im Inland nötig gewesen wären. Gegenüber den Zielen des Planes wuchs aus diesen Gründen der Import schneller als der Export. Im Zusammenhang mit der unzureichenden Effektivität im Handel und dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet führte das in den zurückliegenden vier Jahren zu einer weiteren Belastung der Zahlungsbilanz der DDR. [ . . . ]

Die Hauptursache für das unzureichende NSW-Exportvolumen und die zu geringe Außenhandelseffektivität besteht darin, daß es nicht gelang, genügend Exporterzeugnisse bereitzustellen. Des weiteren besaßen die Erzeugnisse nicht das erforderliche wissenschaftlich-technische Niveau, um wettbewerbsfähig zu bleiben. [ . . . ]

Bei einigen Entscheidungen hatte die DDR kaum eine andere Wahl, als auf die eigene Kraft zu setzen. Sie entschied sich beispielsweise für den aufwendigen Weg der eigenen Entwicklung und Produktion eines sehr umfangreichen, jedoch unzureichend strukturierten Sortiments mikroelektronischer Bauelemente. [ . . . ]

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