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Die Marburger Religionsgespräche – Bericht eines lutherischen Augenzeugen (1529)

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Aber (das ist wunderlich zu hören) sy wolten nicht. Der Fürst lude vnns all an seinen tisch von bayder parthey.

Am montag wurde vnns beuolhen, wir solten selbs vnndtereinander hanndeln, Also hanndelten Luther vnnd Philippus mit Zwinglj vnnd Oecolampadj, Brenntz vnnd ich mit Martinus Butzer vnnd Hedio in gehaym, prachten Putzer dahin, das er zugab, Christus leyb were Im nachtmal vnd wurde In vnnd mit dem prot geben den glaubigen, aber nicht den vnglaubigen, auß der Vrsach, Christus het nur das prot, das er den glaubigen het geben, sein leyb genennt, vnd das prot, das den vnglaubigen wurde, gar nicht gemaint. Da sagten wir, also wurd ein newer stryt werden, doch nicht so arg als der vorig, wir versehen vns des strits halben wurden wir noch wol vergleicht. Aber Butzer, als er zu seinen gesellen kam, redeten sy In daruon, vnd fiel wider ab.

Luther hanndelt auch fleysig, schaffet aber des Sacraments halben nichts, Sy aber hetten vmb gottes willen gebetten, wir solten sy für brüeder halten, vnd die Iren bey vnns die Sacrament lassen empfahen, deßgleichen wolten sy auch thun, Aber es war Ine auß grossen vnnd Christenlichen vrsachen abgeschlagen, Darnach haben sy begert, man soll der andern zwytracht halben ainig werden, das hat Im Luther lassen gefallen vnd versucht, wurd die sach dahin gestellt, das er die hauptstuck solt auffzeichnen, was In nicht gefiel, wolten sy melden. Wurd man ainig, solt sich ain yeder vnndterschreyben. Also war Luther seer sorgfeltig, het gern Irer schwachhait verschont, das doch der rechten haylsamen Christenlichen leere kain abpruch geschehe, doch zuletzt sprach er, Ich will die artickel auffs aller pesste stellen, sy werdens doch nicht annemen, vnnd stellt sie, wie ichs hie In truck hab geben.

Also ist in diser hanndlung offenbar worden, das vnnser widertayl ye lenger, ye kueler, ye lenger, ye forchtsamer werden Irer lere halben, vnnd das sy vnns unpillich verdambt vnd gelestert haben Flayschfresser, Capernaiten, Thyestes, vnd als beteten wir ainen prötten gott an, ainen gepacknen got, ainen freßlichen vnd saufflichen got, vnnd mit anndern lesterworten mer, so sy doch haben müessen bitten, wir sollen sy zu brüedern annemen, vnnd seinds doch nicht wirdig worden, dann wann wir solliche weren, wie sy vnns gelestert vnnd angelogen haben, solten sy vnns nicht für brüeder annemen, Wann wir gleich sy darum beten. Es ist auch offenbar worden, das sy an Irer lere zweyffeln, dieweyl sy den maysten tayl nicht auff die pan haben pracht, auß forcht, sy könne den stich nicht halten. Es ist auch offennbar worden, das sy geirrt haben, dieweyl sy bey fünff artickeln heymlich In der verainigung haben widerruffen, die sy vor annderst gehalten, gelert vnnd geschryben haben. Alls nemlich von vnzutrennter ainigung götlicher vnnd Mennschlicher natur in der ainigen person Christi, von der Erbsünndt, von der absolution, von frucht vnd nutz des predigamts, des Tauffs vnd des nachtmals Christi vnnsers herrn, wie alle die wol wissen, die Ire schryfften vyl gelesen haben.

Zuletzt haben sy Im abschied begert, man soll das hefftig vnnd scharpffe schreyben gegeneinannder nachlassen vnnd meyden, Ist Ine zugesagt, so ferrn sy es thun vnnd bey den Iren verschaffen, das es vnndterwegen pleybe, wöllen wir auch nicht annders dann freuntlich gegen Ine hanndeln.

Alls nun am erichtage frue der Fürst hinweg Ritte, sein wir nach mittag auch auff gewest, vnnd mit Luthern denselben tag vnd den Mitwoch den weg auff Schlaitz zu geritten von wegen etlicher fragen, die vnnötigen übrigen messe vnnd annder kirchen gepreuch betreffendt, am Donnerstag frue vnnsern weg den nechsten auff Nürnberg genomen.

Das ist, Erber Weyß günstig lieb herrn, on gefar die hanndlung zu Marpurg, souil ich der In gedechtnus hab mögen behalten, die hab ich E. E. W. auff Ir begern wöllen anzaigen, denen ich mich hiemit vnndterthenigklich beuilhe.



Quelle: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 30, Teil 3, Weimar, 1910, S. 144-51.

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