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Studenten protestieren gegen die Bildungs- und Hochschulreform (25. Juni 2009)

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Ziel: Weg mit Bachelor und Master!

Hintergrund: Zwar haben sich die Studienzeiten im Schnitt tatsächlich verkürzt, in den Geistes- und Sozialwissenschaften sind die Abbrecherquoten deutlich gefallen. Auch die Zahl der Erstsemester ist gestiegen, viele Professoren kümmern sich intensiver um ihre Studenten. Doch viele Hochschulen haben die Chance zu einem Neuanfang verpasst und versucht, die alten Studieninhalte vollständig in die neuen Formen zu pressen. Zudem haben die semesterbegleitenden Prüfungen, die unmenschliche Schlussexamen ersetzen sollten, eine Bürokratisierung ungeahnten Maßes ausgelöst. Ergebnis: In einigen Fächern gibt es mehr Abbrecher als früher, die Studenten stöhnen unter dem Stress. Dabei haben sie Untersuchungen zufolge gar nicht mehr zu tun als in den alten Studiengängen. Die starren Strukturen nehmen vielen das Gefühl der Selbstbestimmung und damit den Spaß am Lernen.

Prognose: Der Bachelor hat in der Öffentlichkeit ein katastrophales Image. Zwar ist eine Totalabschaffung der neuen Abschlüsse so gut wie ausgeschlossen. Damit würde sich Deutschland international isolieren. Tatsächlich aber läuft die Reform der Reform bereits auf Hochtouren. Immer häufiger werden vier- statt dreijährige Bachelors konzipiert, Zeit zum Selbststudium wird eingeplant, Auslandssemester werden erleichtert. Fest steht bei allen Nachbesserungen: Auch wenn der Bachelor noch fehlerhaft umgesetzt wird, müssen sich die Hochschulen den Herausforderungen einer Gesellschaft anpassen, in der 40 und nicht mehr 5 Prozent eines Jahrgangs studieren wollen und sollen.


Ziel: Studiengebühren abschaffen!

Hintergrund: Seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2005 dürfen die Bundesländer ihre Studenten zur Kasse bitten. In Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Hamburg und im Saarland verschicken die Hochschulen Rechnungen von bis zu 500 Euro pro Semester. Hessen hatte Gebühren trotz heftiger Proteste zunächst eingeführt, nach den Wahlen von 2008, die mit Verlusten für die regierende CDU endeten, aber wieder abgeschafft. Die Befürworter des Bezahlstudiums verweisen auf das dringend benötigte Geld für die Hochschulen und erhoffen sich Anreize zu einem zügigeren Studium; Gegner kritisieren soziale Abschreckungseffekte und befürchten einen fortgesetzten Rückzug des Staates aus der Bildungsfinanzierung.

Prognose: Der Druck auf die Gebührenländer steigt. Zwar haben sich an vielen Hochschulen die Bedingungen dank der Studentengelder an einigen Stellen verbessert. Doch die verantwortlichen Regierungen sind ihr Versprechen, als Ausgleich für die Einführung ein flächendeckendes Stipendiensystem für ärmere Studenten zu entwickeln, fast überall schuldig geblieben. Zudem sind die angebotenen Studienkredite größtenteils zu teuer, Ausnahmeregelungen von der Gebührenpflicht zu intransparent, teilweise sogar sozialpolitisch unsinnig. Wird nicht rasch sehr entschieden nachgebessert, dürfte das Bezahlstudium die Landtagswahlen kommender Jahre kaum überleben.

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