GHDI logo

Politische Verfolgung des ehemaligen KZ-Häftlings und Kommunisten Ernst Busse (1950er Jahre)

Seite 2 von 3    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


II. Anna Busse an den Hohen Kommissar der UdSSR in Deutschland, Wladimir Semjonow, 20. Oktober 1953


Bereits am 29. März 1950 wurde mein Mann, Ernst Busse, wohnhaft in Bln.-Niederschönhausen, Wahnschaffestr. 38 aus seiner Dienststelle, wo er als Vorsitzender der Landwirtschaftlichen Genossenschaften tätig war, von der damaligen Sowjetischen Kontroll-Kommission zu einer Besprechung geholt und ist bis heute noch nicht zurückgekehrt.

Am Abend des 29. März 1950 um 23 Uhr erreichte mich in unserer Wohnung ein Telefonanruf von der Sowjetischen Kontroll-Kommission, wo mir mitgeteilt wurde, daß mein Mann bei ihnen sei und ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Vertrauensvoll, wie ich immer in meinem Leben zur Sowjetunion gestanden habe und stehe, habe ich täglich auf die Rückkehr meines Mannes gewartet. Als mir aber die Zeit nach 8 Monaten doch zu lange wurde, habe ich mich vertrauensvoll an unseren Staatspräsidenten und Vorsitzenden der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, dessen Mitglied mein Mann auch war und ich noch heute bin, gewandt. Genosse Wilhelm Pieck konnte mir leider nur sagen, daß gegen meinen Mann Anschuldigungen aus der Zeit, die er im faschistischen Konzentrationslager Buchenwald verbringen mußte, vorliegen und diese Untersuchung in den Händen der Verantwortlichen der Sowjetunion liegt.

Von dieser Seite wurde ich auch im Dezember 1950 vernommen. Aus dieser Vernehmung ist mir bis heute noch nicht klar, ob für meinen Mann Belastungen zu Grunde liegen.

Darum komme ich mit der Bitte zu Ihnen, mir und der Mutter meines Mannes, die 77 Jahre alt ist und unter dieser Ungewißheit seelisch stark erschüttert lebt, ein Lebenszeichen durch Ihre Behörden von meinem Mann zu geben.

Ich versichere Ihnen, für jede Maßnahme, die von Seiten Ihrer Behörde aus über meinen Mann getroffen sein sollte, Verständnis entgegenzubringen. Aber in meinem Leben, welches ich stets der fortschrittlichen und friedlichen Entwicklung widmete, ist es mir jetzt fast unmöglich, ja sogar stark hemmend, bei der Ungewißheit über das Schicksal meines Mannes weiter als voll einsatzbereiter Mensch zu arbeiten.

In fester Zuversicht, meine Bitte von Mensch zu Mensch aufzufassen, sehe ich Ihrer geschätzten Antwort entgegen.

Hochachtungsvoll
gez. Anna Busse

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite