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Die Katholiken: Die Versammlung der katholischen Vereine des Rheinlands und Westfalens (1849)

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Ich bin in gewisser Beziehung ein Legitimist; ich habe keinen von jenen Grundsätzen angenommen, womit man das Volk irreführt. Ich glaube nicht, daß die öffentliche Gewalt von dem Einzelnen ausgeht, also auch nicht von der Gesamtheit, welche entsteht, wenn man die Einzelnen addiert. Wer mir seine Gewalt aufdrängen will, dem sage ich: Du hast mich nicht zu beherrschen, und wenn zehn kommen, wenn Tausende oder eine Million, so ist das Prinzip nicht gewechselt, und ich sage: Ich gehorche Euch nicht. Ich habe vielmehr eine höhere Anschauung von der Quelle der öffentlichen Gewalt; ich sage: Alle Gewalt kommt von Gott. (Bravo)

Ich bin aber auch Demokrat, denn ich sage: Jeder ist vor Gott dem andern gleich, und die von höherer Macht übertragene Gewalt liegt in der Berufung des Volkes; die Gewalt beruht somit nicht in zwei oder zwanzig oder zweihundert Millionen addierter Stimmen. Der Legitimist wohnt also mit dem Demokraten in einem Hause.

Ich bin auch ein Aristokrat; die Aristokratie des Geistes und der Tugend verehre ich. Ich bin also Legitimist, Demokrat und Aristokrat, doch entspringt aus der Vereinigung dieser drei keine Verfeindung, im Gegenteil, sie ergänzen sich. Wie Paulus von der Kirche sagt: sie sei ein mystischer Leib, worin verschiedene Tätigkeiten und Geistesgaben zusammenwirken, so ist es auch mit den Piusvereinen. (Bravo) Bei den Katholiken gibt es keinen Zwang, sondern nur Freiheit der Überzeugung und Stärke in brüderlicher Vereinigung. An der Vereinzelung sind wir zugrundegegangen, deshalb müssen wir uns zusammenscharen, um den Undank und den Verrat am Vaterlande zu bekämpfen. (Bravo)

Ich bin in der Politik ein Allopath und suche, alle Übel mit den entgegengesetzten Mitteln zu heilen. Früher hatte Deutschland die Herrschaft der Welt; damals erzählten die Chroniken viel von der Grobheit der Deutschen. Jetzt hat sich diese in Demut umgewandelt, und Deutschland spielte eine traurige Rolle oder vielmehr gar keine mehr seit der sogenannten Kirchenreformation und dem Westfälischen Frieden. Dort hat man die Kirche aus dem öffentlichen Leben herausgeworfen; jetzt aber ist der Groll des Volkes majestätisch hervorgetreten, es hat das Schwert in die Hand genommen, um der das Volk vertretenden Kirche das Steuer, das ihr freventlich entwunden, wieder zu erobern. (Bravo)

Seit jener Zeit war die Kraft der Nation zertrümmert, das Volk schwach und gesinnungslos, denn es fehlte die Herrschaft der Prinzipien; jetzt aber muß es endlich aus dem Schlafe der falschen Toleranz, Pastoralklugheit und Expektoriermethoden herausgerissen werden. In der gewöhnlichen Politik gibt es nur relativ Gutes; die Politik unter Christen aber muß auf Prinzipien beruhen und daher entweder absolut gut sein, oder sie wird absolut Schlechtes hervorrufen; auch ist die Herrschaft der Prinzipien eine Notwendigkeit des Lebens.

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