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Die Katholiken: Die Versammlung der katholischen Vereine des Rheinlands und Westfalens (1849)

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Ich könnte Ihnen eine Menge politischer Fragen aufzählen, die in einem wesentlichen, wenn auch nur mittelbaren Zusammenhange mit der Freiheit der Kirche stehen. Eine solche ist die große Frage, die jetzt in Deutschland jedes Herz berührt; die Oberhauptfrage, die doch als rein politisch zu betrachten ist. Wie Sie wissen, hat man in der Paulskirche ein Erbkaisertum festgesetzt; ich habe kein Verdienst an dieser Märzerrungenschaft. (Langandauernder Beifall). Die dafür stimmten, wußten nicht, was Kaisertum ist, nur dem preußischen Oberkönigtum haben sie ihre Stimme gegeben.

Das Kaisertum ist eine historische Institution, es starb; das erneuerte muß verdient und von dem Willen der ganzen Nation gegeben werden; weniger die oberen Schichten der Bevölkerung als die Masse des Volkes, und an die halte ich mich, wollen das alte Kaisertum. (Bravo) Ich will nicht bloß im deutschen Reiche haben, was deutsch spricht, sondern auch andere Völker will ich heben und weiden mit deutschem Geist, deutscher Erziehung und Gesittung.

Dazu bedarf es eines Kaisers, der die Macht hat, diese anderen Völker sich heranzuziehen. Durch den germanischen Geist müssen die slawischen Völker der österreichischen Monarchie dem russischen Einfluß entzogen werden. Aber auch jene Staatentrümmer, die früher zum Deutschen Reiche gehörten und die doch zum germanischen Stamm gehören, sie führen ein ephemeres Leben; sie werden nicht zu dauernder Ruhe gelangen, bis sie von Deutschland wieder angezogen sind. So die Schweiz, Holland u. a. m. Die deutsche Nation muß die Größe wiedererlangen, die historisch ist, die früher in ihr lebte und wozu sie noch gegenwärtig befähigt ist. (Bravo) Das Kaisertum beruhte auf der Schirmvogtei über die Kirche, deren Schützer der Kaiser als advocatus ecclesiae war. Das deutsche Kaisertum wurzelte im Katholizismus, es war die größte katholische Idee der Geschichte. Und gegen dieses Kaisertum sollten wir uns bloß negativ verhalten, dafür sollten wir keine Sympathien haben? Das dürfen wir nicht, das wäre Verrat am Vaterlande. (Bravo) Das Kaisertum darf nicht verstümmelt werden, es darf nicht zum halben Deutschland herabsinken, sondern es werde so, wie es im Herzen des Volkes lebt. (Bravo)

Es ist die Pflicht jedes Katholiken, auf gesetzlichem Weg zu verhindern, daß die Idee des Kaisertums nicht auf Kosten des ganzen Deutschland ausgeführt und so die Erneuerung des echten Kaisertums verhindert werde. Wenn sich die katholischen Vereine am Zustandekommen desselben beteiligen, so verstoßen sie gewiß weder gegen den Geist noch die Satzungen des katholischen Vereins, wie sie zu Mainz beschlossen wurden.

Man sagt, es steht zu erwarten, daß eine Ausschließlichkeit eintreten wird, woraus Feindseligkeiten folgen, die einen Verein vom anderen trennen würden. Allein der katholische Geist ist kein trennender, sondern ein versöhnender, und wenn die Politik im katholischen Sinne geübt wird, so muß ihre Wirksamkeit ebenfalls versöhnend sein.

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