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Vom Ziegenhirt in den Alpen zum Griechischlehrer – Thomas Platter (1499-1582)

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Bleib also ein zytlang do; ward eins winters dry mall krank, das man mich můßt in spitall fierren. Die schůler hand ein bsundrigen spitall und eigne doctor; do gibt man uff dem radhuß von eim ein wuchen 16 haller; daruß erhalt man ein gar woll, hand gůtte wardt, gůtte bette, aber groß lüß drin wie ziliger hanff samen, das ich vill lieber in der stuben (wie mancher mer) uff dem herdt lag den in den betten. Die schůler und bacchanten, jo ouch zů zytten der gmein man, sind so voll lüsen, das nit gloubar ist; ich hette schier, als offt man gwelt hette, dry lüß mit einandren uß dem bůsen zogen; bin ouch offtermall, bsunder im summer, ußhi an die Ader (das wasser, das do für flüßt) gangen, min hembdlin gwäschen, an ein studen gehenkt, getröcht, darzwischend den rok geluset, ein grůben gmacht, ein huffen lüß drin geworffen, zů gedekt mit hert und ein krütz druff gestekt. Den winter ligend die schützen uff dem herd in der schůll, bacchanten aber in den kämerlinen, deren zů S. Elizabeth ettlich hundert waren; den summer aber, wen es heiß was, lagend wier uff dem kilchhoff, trůgen graß zamen, das man in summer in den herren gassen für die hüser am samßtag spreittet; das trůgen ettlich an ein ertlin zamen uff dem kilchhoff, lagen drin wie die süw in der ströwe; wen es aber rägnet, liffen wier in die schůll, und wen es ungwitter was, so sungen wier schier die gantzen nacht responsoria und ander mit dem subcantore. Etzwen giengen wier im summer nach dem nachtmall in die bier hüser, gan bier heischen; do gaben uns die vollen Poläggen puren bier, das ich offt mit unwissen so voll bin worden, das ich nit han wider zů der schůll können kummen, wen ich schon nůr by eim steinwurff wyt von der schůll was. Summa: do was narung gnůg, aber man studiert nit vill.

In der schůll zů S. Elizabeth lasen alwägen eins mals, zů einer stund, in einer stuben, 9 baccalaurii; ward doch graeca lingwa noch nienert im land <glert>; des glichen hatt niemand noch kein truckte biecher; alein der praeceptor hat ein trukten Terentium. Was man laß, můßt man erstlich dictierren, den distingwieren, den construieren, zů letst erst exponieren, das die bacchanten grosse scarteken mit inen heim hatten zů tragen, wen sy hinweg zugen.

Von dannen zugen unser 8 wider hinweg uff Träsen zů; kamen wider, das wier aber grossen hunger litten. Do wurden wier rättig, uns ein tag zů teillen: ettlich solten umb gens sächen, ettlich umb rüben und ziblen, einer umb ein hafen, wier kleinen aber in die statt Nüwmark gan, die nit wit von dannen was uff der straaß, und solten umb brot und saltz lůgen, uff den abend vor der stadt wider zamen kummen; so welten wier ussert der stat zläger schlachen, kochen, was wier den hetten. Do was ein buchsen schutz von der statt ein brunnen; do wolten wier die nacht bliben; aber wie man in der statt das für gesächen hatt, schoß man zů unß heruß, draffen doch nit. Do wichen wier hinder ein rein zů eim wässerlin und wäldlin; die grossen gsellen hüwen studen ab, machten ein hütten; ein teill rupfft die genß, deren hatten wier zwo, andre rusten rüben in hafen, datten den kopff und füß, item die dären drin, andre machten zwon hültzen spiß, fiengen an brotten, und wo es ein wenig rott was, hüwen wiers am spiß ab und assens, also ouch die rüben. In der nacht horten wier etzwas schnättren; do was näbend uns ein wiger, hat man im tag abgelassen, und sprungen dfisch uff dem můr. Do namen wier visch, als vill als wier in eim hembd an eim stäken tragen mochten, und zugen darvon, byß in ein dorff; do gaben wier eim puren visch, das er uns die andren in bier kochet.

Als wier nun wider gan Träsen kamen, do schicket unser ettlich bůben der schulmeister und unsre bacchanten uß, wier solten umb ettlich gens lůgen. Do wurden wier eins, ich solt gens werffen, sy aber solten gens nämen und enweg tragen. Nachdem wier nun ein huffen gens funden und sy uns hand ersächen, sind sy uffgeflogen. Do han ich ein klein bengelin ghan, under sy geworffen in lufft, han eini troffen, das sy herab gefallen. Als aber mine gsellen den gens hirten ersächen hand, dorfften sy nit zůhi louffen, hetten sy doch dem hirten woll mögen vorlouffen. Do liessen sich die andren wider nider, stůnden umb die gans, gagageten, als sprächen sy iren zů; stůnd wider uff und gieng mit den andren darvon. Ich was über mine gsellen übell zů friden, das sy irem zůsagen nit genůg than hatten; aber sy hůlten sich demnach baß, dan wier brachten zwo gens darvon; die verzächten die bacchanten mit dem schůlmeister zletze, und zugen do darvon uff Nürnberg zů und dannen uff Minchen.

Underwägen, nit wyt von Träsen, hatt sich zůtragen, das ich in eim dorff gieng heischen, kam für eins puren huß; fraget mich der pur, wannen ich were. Do er gehört, ich weri ein Schwitzer, sprach er, öb ich nit mer gsellen hette; sagt ich: „Mine gsellen warten minen vor dem dorff.“ Sagt er: „Heiß sy kummen“, rust uns ein gůt mall zů, darzů bier zů trinken gnůg. Als wier gůtter dingen waren und der pur mit uns, do lag sin můtter im bett in der stuben. Zů deren sprach der sun: „Můtter, ich han offt von dier gehört, du weltest gären vor dim todt ein Schwitzer sächen; do sichst ettlich, dan dier zlieb han ich sy geladen.“ Do richtet sich die můtter uff, danket dem sun von wägen der gesten, sprächend: „Ich han so vill gůtz von den Schwitzeren herren sagen, das ich io gären han begärt, ein zů sächen. Mich dunkt, ich well ietz dester lieber sterben; drumb sind frölich“, und ließ sich wieder nider. Wier danktendt dem puren, zugen damit darvon.

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