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Vom Ziegenhirt in den Alpen zum Griechischlehrer – Thomas Platter (1499-1582)

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By einer vierteill einer mill by Nümburg waren aber unser grossen gsellen in eim dorff dohindenbliben (dan wen sy wolten zamend zeren, schiktend sy uns voranhi). Do waren unser fünff. Do kamend in wittem feld 8 uff rossen an uns, mit gspannen armbrusten, umbritten uns, begärten von uns gelt, karten die pfill gägend uns (dan do fůrt man noch kein büxen zů roß). Sprach einer: „Gebt gelt!“ Antwortet einer under uns, was zimlich groß: „Wier hand kein gelt, sind arm schůler.“ Sprach noch zwei mall: „Gebt gelt!“ So sagt unser gsell aber: „Wier hand kein gelt und gend üch kein gelt und sind üch nütz schuldig.“ Do zukt der rütter das schwärt, hüw im zů růr am kopf anhi, das er im die schnier uff dem püntell zerhüw. Unser gsell hieß Johannes von Schalen, von Visp uß dem dorff. Sy ritten darvon wider in ein holtz; wier aber giengen uff Nümburg zů. Bald kamen unser bacchanten; die hatten die schelmen nienert gesächen. Wier sind ouch sunst offt in gferden gsin der rütter und mörder halb, als im Türigerwald, im Frankenland, im Poland etc.

Zůr Nümburg bliben wier ettlich wuchen. Wier schützen giengen in der statt ettlich singen, die singen konden, ich aber gan heischen; giengen aber in kein schůl. Das wolten die andren nit liden, tröwten, uns in die schůll zů züchen. Der schůlmeister empot ouch unsren bacchanten, sy sölten in die schůl kummen oder man wurde sy reichen. Anthoni empot im wider, er mecht woll kummen, und als ettlich Schwitzer ouch do waren, die liessen uns wissen, uff welchen tag sy kummen wurdin, das sy uns nit unversächenlich überfielin. Do trůgen wier kleinen schützen stein uff das tach, Anthoni aber und die andren namen die thür in. Do kam der schůlmeister mit der gantzen proceß siner schützen und bacchanten; aber wier bůben wurffen mit steinen zů inen, das sy wichen mießten. Als wier nun vernamen, das wier vor der oberkeit verklagt waren, hatten wier ein nachpuren; wolt siner tochter ein man gen; der hatt ein stall mit gmesten gensen; dem namen wier nachtz 3 gens und zugen an das ander teill der statt; was ein vorstatt, aber an ringmuren, wie ouch das ort was, do wier byß har gsin waren. Do kamen die Schwitzer zů uns, zächten mit einandren, und zoch do unser purß uff Hall in Saxen zů und giengen in die schůll zů S. Uolrich. Als sich aber unsre bacchanten so ungebirlich mit uns hielten, wurden unser ettlich mit Paulo, minem vetter, zrad, von den bacchanten zů louffen, und zugen gan Träsen. Do was do selbst nit vast ein gůtte schůl und uff der schůll in den habitatzen voll lüß, das wier sy znacht im strow under uns ghorten kräßmen; brachen uff und zugen uff Präßlen zů, miesten vill hunger underwägen erliden, also das wier ettlich tag nütz den ziblen row gsaltzen assen, ettlich tag bratten eichlen, holtz öpfell und biren, manche nacht under heiterrem himel ligen, das man uns nienert by den hüsren wolt liden, wie frie wier umb herberg batten; etwen hetzt man die hünd an uns.

Do wier aber gan Präßlaw in die Schlesin kamen, do was alle völle, jo so wolfeill, das sich die armen schůler über assen und offt in grosse kranckheit fielen. Do giengen wier zum ersten im thům zum heiligen krütz in die schůll. Als wier aber vernammen, das in der obresten pfar zů S. Elizabeth ettlich Schwitzer waren, zugen wier do hin. Do waren zwen von Bremgarten, zwen von Melligen und ander, und vill Schwaben. Do was kein underscheid under Schwaben und Schwitzeren; sprachen ein andren zů wie lantzlüt, schirmten einander. Die statt Präßlen hat siben pfarren, iegliche ein bsundre schůl; dorfft kein schůler in des andren pfar gan singen, oder sy schruwen: „Ad idem! ad idem!“; so liffen den die schützen zamen und schlůgen einander gar übell. Es sind uff ein mall in der stat, wie man sagt, ettlich tusend bacchanten und schützen gsin, die sich all des almůsens ernarten; man sagt ouch, das ettlich 20, 30 jar und mer do werin gsin, die ire schützen hatten, die inen praesentierten. Ich han minen bacchanten offt eins abentz 5 oder 6 trachten heim uff die schůl tragen, do sy dan wonten; man gab mier ouch vast gären, drum das ich klein was und ein Schwitzer; dan man hatt die Schwitzer vast lieb, drumb man dan ein groß mittliden hat mit den Schwitzeren, das sy eben zů der zyt in der grossen Meilander schlacht übell gelitten hatten, das der gmein man sagt: „Jetz hand die Schwitzer ir best pater noster verloren“ (dan vorhin meint man, sy werin schier unüberwintlich).

Uff ein tag kam ich uff dem markt zů zweien herren oder junkerren (vernam darnach, das der ein Bentzenower hieß, der ander was ein Fucker); die spacierten do; von dänen begärt ich ein almůsen, wie armeschůler do ein bruch hatten. Sprach der Fugger zů mir: „Wannen bist?“ Und wie er hort, das ich ein Schwitzer was, underret er sich mit dem Bentzenower, sprach darnach zů mier: „Bistu aber gwiß ein Schwitzer, so will ich dich uffnämen für min sun, will dier das versichren vor dem rad hie zů Präßlen, und solt dich aber versprächen din läben lang by mier zů sin, wo ich bin, uff mich warten.“ Sprach ich: „Ich bin eim in mim heimand empfolen; den will ich drum fragen.“ Als ich aber minen vettren Paulum drum fraget, sprach er: „Ich han dich von heimant gfiert; will dich den dinen wider überantwurten. Was sy dich dan heissend, das thů.“ Also schlůg ichs dem Fugger ab; aber als offt ich für sin huß kam, ließ man mich nit lär hin gan.

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