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Ein Adliger, der für Krieg, Plündereien und Abenteuer lebt – Götz von Berlichingen (1480-1562)

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Vnd zwar so bin ich anfenglichs zu Nidernn Hall am Kochenn ein iarlanng inn die schull gangenn, vnnd bey einem vetternn gewest, der hieß Konntz vonn Newenstein, vnd saß zu Nidern Hall, aldo er hett ein hauß gebaut. Alls ich aber nit vill lust zur schulenn, sonnder villmehr zu pferden vnd reutterey trug, vnnd mich darbey finden ließ, bin ich volgenndts alßbaldt nach demselbigenn zu herr Conraden von Berlichingen ritter, meinem vetter seligen khommen, bey dem ich drey iarlanng verharret, vnnd fur ein buben gebraucht wordenn.

Vnd denn ersten riedt, denn ich bey ime meim vetternn gethann, der ist beschehenn, alls ine marggraff Friderich von Brandennburg etc. zu Onoltzbach vff denn großen reichstag ghenn Wormbs, im jar alls man 1495 geschriebenn, alls ein furstlichenn rath verordnett vnd geschickht, mit dem ich dann allso in meiner jugendt vff solchen reichstag auch mit reittenn must, vnd so lanng bin ich auch reissig gewest. Vnd sein wir freylich inn der erstenn fastwochenn ghenn Wormbs khommen, vnnd war sein erster außriedt von Onoltzbach an, biß ghenn Schrotzberg in sein behausung, vnd vonn Schrotzberg ann, ein tag bieß gehnn Mospach, vonn Mospach biß ghenn Haidelberg. Do assenn wir zu morgenn zum Hirsch, vnnd nach dem imbes rittenn wir noch denselbigen tag bis genn Wormbs, das rechenn ich ein tag vff acht oder neun meil wegs, vnd daucht mich damalnn meinem thon nach, wie ich ein gesell war, weit vnd viell sein, aber seit derselbigenn zeithero, hab ich es woll gewonnt, vnd etwa inn wenigen tagenn vnnd nächtenn weite raiß volbracht, vnnd darbey nichts gessenn oder getrunckenn, welchs die notturfft also erfordert hat, dann es etwan nit annderst sein konnth.

Als wir nun ghenn Wormbs kamen, war mein herr selig der erstenn einer, so doselbst vf dem reichßtag annkhommen, vnd blib aldo liegenn, bis das alle churfursten und fursten, auch andere hochen vnd nidern standts selbs personnlich, oder aber durch ire pottschafftenn vff der reichs versamlung erschinenn sein. Vnd in denn berurten dreyenn jarn, weill ich als oblaut bey meinem vettern her Conraden von Berlichingen etc. ritternn gewesenn, wurdenn vill tag hin vndt wider, zu Wormbs, Vlm, Augspurg, vnd andern orttenn gehaltenn, do etwann churfursten, vnd fursten ausserhalb des grossenn reichstag zu Wormbs zusammen khamen, auch kay. mt. etwa selbs, vnnd bey dennen allenn ist mein vetter seliger vill gebraucht wordenn, also das er das ganntz jar nit vill vber zwenn monat, inn allen seinen heussern, derenn er freilich drew gehabt, innheimisch sein kunth. Vnnd ob er schonn ie einmal haim kham, warenn sein vnnd seiner guttenn freundt, auch der ritterschafft inn Frannckhen geschefftenn vnnd sachenn souill vnd weitlaiffig, das er alls ein allter ritter fur vnnd fur wenig ruhe habenn kunth. Darbey ich dann allenthalbenn alls ein bueb vnd junger muste mit reittenn vnnd gebraucht werdenn.

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Volgenndts hatt mich marggraue Friderich loblicher gedechtnus, alls ein knaben vfferzogenn, vnd must ich sambtt etlichenn vill andern knaben vff ire furstliche gnadenn, wan sie essen wollten warttenn, wie ich dann thette. Vnd begab sich vff ein zeitt, das ich mich nebenn ein Polleckhenn zum essenn nidersetzt, welcher sein häar mit eyernn gebicht, vnnd hett ich zu allem gluck ein grossenn welschenn rock ann, denn mir herr Veitt vonn Lenterßheim zu Namen inn Brabanndt hett laßenn machenn. Vnnd wie ich nebenn jetzbemelten Polleckhenn herrauß spring, hett ich im das hubsch häar mit dem rock etwas erwischt vnnd inn einannder verwerrett. Da ersiehe ich vnngeuerlich im springenn, das er nach mir sticht mit ainem brottmesser, vnd hett doch mein verfelett, welchs mich nit vnnbillich zu zornn bewegett. Vnnd wiewoll ich ein langen vnnd ein kurtzenn tegenn an mir hett, so nam ich doch das kurtz tegelin, vnnd schlag inn darmitt vff denn kopff, wartet aber doch nichts destweniger vff mein diennst, wie dann der brauch wahr, vnnd blieb nachts im schloß.

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