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Maria Theresias Politisches Testament (1749-50)

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Ich habe zu diesem Ende ihnen Ministris committieret, ihre Gedanken hierüber mir schriftlich zu eröffnen und ein derlei Systema bald möglichst auszuarbeiten. Da aber meines diesfälligen öfteren Erinnerns ohnerachtet keine Idee hiervon in Vorschein gekommen, auch beobachtet, daß man mehr Contradictionen und Raisonnements als mit wirklicher Handanlegung in einer so wichtigen keinen Zeitverlust gestattenden Sache sich aufzuhalten gemeinet sei, allermaßen man das Werk immer trainieret und niemand mit Ernst hierzu schreiten wollen oder können: so ist jedoch durch besondere Verhängnüß und Providenz Gottes und zum Heil dieser Länder Graf Haugwitz mir bekannt worden, welcher aus Treu und Eifer alles in Schlesien verlassen und dahier üble Zeiten mit mir ausgestanden. Ihro Majestät der Kaiser haben denselben zum ersten mir bekannt gemacht und nach seiner Graf Tarrucca, welcher letzterer alle Zeit in meinem Particulari nebst denen italienisch- und niederländischen Affairen mein Consulent war, und von deme vielen guten Rat und Ermahnungen in meiner Unerfahrenheit bekommen; auch hat mir selbiger die Sachen und Leute recht kennen lernen, wobei er sich jedoch in die Länder- und Staatsangelegenheiten niemalen gemischet, indeme er mir alleine zu meiner Direction gedienet, umb meine Fehler mir erkennen zu geben und vorzuhalten; welches höchst nötig für einen Regenten, dann sich wenig oder keine finden, die es tun und solches gemeiniglich aus Respect oder Interesse unterlassen. Wünschte dahero allen meinen Kindern, daß sie dergleichen finden möchten, die ihnen solchergestalten an die Hand giengen, maßen ihme Tarrucca hierinfalls vieles schuldig bin, welches an seinen Kindern zu erkennen alle Zeit befließen sein werde, auch meine Nachfolger hierumen ersuche.

Damit aber wiederumb auf den Haugwitz komme, so ist mir selber wahrhaft durch die Providenz zugeschicket worden, dann just umb durchbrechen zu können, einen solchen Mann haben mußte, der ehrlich, ohne Absicht, ohne Praedilection und ohne Ambition noch Anhang, der das Gute, weil es gut erkennet wird, soutenieret, nebst einem großmütigen Desinteressement und Attachement vor seinen Landesfürsten, ohne Praevention, mit großer Capacität und Freund zur Arbeit auch beständigen Application, das Licht nicht scheuend, noch den unbilligen Haß deren Interessierten sich zuzuziehen; also zwar, daß Graf Harrach, der doch sein größter Widersprecher war, wie nachgehends anzeigen werde, selbsten vielmal mir gemeldet, daß ohne ihme Haugwitz die Sachen niemals in den Stand hätten kommen können und daß hierzu ein solcher Mann hätten sein müssen, noch daß jemand als er allein diese Sachen zu entreprenieren sich getrauet hätte, wie dann der besondere Segen Gottes in allen und jeden die mächtige Hand über ihn gezeiget.

In dieser bereits zu erkennen gegebenen sehr üblen Situation waren die Sachen, als durch den Cabinettssecretarium Koch den Grafen von Haugwitz dahin veranleiten lassen, den Plan zu Unterhaltung von 108.000 Mann, nachdem mit ihrer Majestät dem Kaiser d’accord war, zu verfassen und zwar mit möglichster Wirtschaft, Abstellung aller Militarexcessen und denen Länder angönnenden tunlichsten Erleichterungen, welches auch von ihme Haugwitz solchergestalten befolget worden, wie dann sotane Ausarbeitung bei mir und Ihro Majestät dem Kaiser eine umb so mehrere Approbation erreichet, als darinnen einerseits die Ruhe derer Länder und deren Sicherstellung von aller Militarbedruckung, anderseits aber die möglichste Militarwirtschaft, jedoch mit Beilassung eines jeglichen notdürftigen und hinlänglichen Auskommens, zum Grunde geleget worden.

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