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Der Präsident des Deutschen Bundestags Wolfgang Thierse eröffnet das Holocaust-Mahnmal (10. Mai 2005)

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Was heute noch in großer Eindringlichkeit Zeitzeugen erzählen können, müssen in Zukunft Museen, muss die Kunst vermitteln. Wir sind gegenwärtig in einem Generationenwechsel, einem Gezeitenwechsel, wie manche sagen: Nationalsozialismus, Krieg und organisierter Völkermord werden immer weniger lebendige Erfahrung von Zeitzeugen bleiben und immer mehr zu Ereignissen der Geschichte; sie wechseln von persönlicher, individuell beglaubigter Erinnerung in das durch Wissen vermittelte kollektive Gedächtnis. Das Denkmal ist Ausdruck dieses Übergangs.

Es ist damit nicht, wie manche befürchten, das Ende, der steinerne Schlusspunkt unseres öffentlichen Umgangs mit unserer Nazi-Geschichte. Es überträgt vielmehr diese beunruhigende Erinnerung in das kulturelle Gedächtnis der Deutschen, ohne deren Beunruhigungskraft zu vermindern. Das Denkmal wird Anstoß bleiben, der Streit darum wird weitergehen, dessen bin ich sicher. Es widerlegt ja nicht alle Argumente, die gegen es vorgebracht wurden. Es erhebt keinen Monopolanspruch aufs Gedenken, im Ort der Information wird auf die authentischen Orte des mörderischen Geschehens und auf andere Gedenkstätten hingewiesen. Seine Widmung bleibt umstritten.

Die Eröffnung eines solchen Denkmals ist kein Anlass zu fröhlichem Feiern, gewiss. Aber sie ist für mich als Bauherrn doch Anlass zum Dank an alle Beteiligten – dafür, dass der Beschluss des Bundestages nunmehr verwirklicht ist.

• Der Anstoß zu diesem Denkmal ist aus einer bürgergesellschaftlichen Initiative entstanden. Ich möchte dafür dem Förderkreis und stellvertretend für ihn Lea Rosh und Eberhard Jäckel herzlich danken – für ihre geduldige Ungeduld, ihr unbeirrbares, störrisches Engagement, mit dem sie das Projekt bis heute getragen haben.

• Mein Dank gilt dem Architekten Peter Eisenman für seinen ingeniösen Entwurf und, ja, – auch für seine Geduld.

• Mein Dank gilt Dagmar von Wilcken, der leisen, der sensiblen, der präzisen Gestalterin des Ortes der Information.

• Mein Dank gilt der Gedenkstätte Yad Vashem und allen anderen befreundeten Gedenkstätten, die uns auf vielfältige Weise unterstützt haben. Dass Yad Vashem mit uns zusammenarbeitet ist wahrlich nicht selbstverständlich, es beschämt uns, es ehrt uns, es fordert uns für die Zukunft heraus.

• Mein Dank gilt den jüdischen Familien, den Überlebenden des Holocaust, die für uns ihre persönlichen Archive geöffnet und uns die Zeugnisse ihres Lebens und Leidens zur Verfügung gestellt haben.

• Mein Dank gilt dem Kuratorium, dem Beirat, der Geschäftsstelle der Stiftung die alle fleißig diskutiert und gearbeitet haben.

• Und – nicht zuletzt – gilt mein Dank allen, die an der ganz praktischen Realisierung des Baus beteiligt waren: den bauausführenden Büros und Firmen, den Handwerkern, den Bauarbeitern.

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