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Heimlich aufgezeichnete Unterhaltungen deutscher Kernphysiker auf Farm Hall (6./7. August 1945)

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III. 7. August 1.

Am Morgen des 7. August verschlangen unsre Gäste förmlich die neuesten Zeitungen. Der größte Teil des Vormittags wurde mit deren Lektüre zugebracht.

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4. Gerlach und von Laue sprachen über die Position von Niels Bohr und die Rolle, die er gespielt hatte. Gerlach sagte, er sei darüber sehr bestürzt gewesen, da er sich bei der deutschen Regierung persönlich für Bohr verbürgt habe. Von Laue meinte, man dürfe nicht alles glauben, was in den Zeitungen steht.

5. In einem Gespräch mit von Laue meinte von Weizsäcker, es werde nicht mehr lange dauern, bis die Namen der deutschen Wissenschaftler in den Zeitungen erscheinen, während es noch geraume Zeit dauern werde, bevor sie sich in den Augen ihrer eigenen Landsleute reinwaschen könnten. Dann zitierte er aus der Zeitung, daß wir noch nicht imstande seien, die Energie zu kontrollieren, woraus er den Schluß zog, daß wir nicht im Besitz einer Uranmaschine seien, so daß ihre Arbeit noch von beträchtlichem Wert sein würde. Schließlich sagte er:

WEIZSÄCKER: Die Geschichte wird festhalten, daß die Amerikaner und die Engländer eine Bombe bauten und daß zur selben Zeit die Deutschen unter dem Hitler-Regime eine funktionsfähige Maschine herstellten. Mit anderen Worten, die friedliche Entwicklung der Uranmaschine fand in Deutschland unter dem Hitler-Regime statt, während die Amerikaner und die Engländer diese gräßliche Kriegswaffe entwickelten.

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7. In einem Gespräch zwischen Wirtz, von Weizsäcker und Heisenberg wiederholte Heisenberg, daß im Juli 1944 ein höherer SS-Offizier ihn aufgesucht und gefragt habe, ob er ernsthaft glaube, daß die Amerikaner eine Atombombe herstellen könnten. Heisenberg habe ihm daraufhin gesagt, daß dies seiner Meinung nach durchaus möglich sei, da die Amerikaner viel besser und schneller als die Deutschen arbeiten könnten. Von Weizsäcker drückte erneut Entsetzen über den Einsatz der Waffe aus, und Heisenberg erwiderte, daß, wenn sie eine solche Bombe hergestellt und abgeworfen hätten, sie mit Sicherheit als Kriegsverbrecher, die die «denkbar teuflischste Sache» hergestellt hätten, hingerichtet worden wären.

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Quelle: Dieter Hoffman, Operation Epsilon: Die Farm Hall Protokolle oder die Angst der Alliierten vor der deutschen Atombombe. Berlin: Rohwohlt, 1993, S. 145-77.

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