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Auszug aus Clemens Fürst von Metternichs politischem Glaubensbekenntnis (1820)

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Respekt für alles Existierende; Freiheit für alle Regierungen, über das Wohlergehen ihres eigenen Volkes zu wachen; ein Bündnis aller Regierungen gegen die Umstürzler in allen Staaten; Verachtung für die sinnentleerten Worte, die zur Parole der Wortführer der Umstürzler geworden sind; Respekt gegenüber der auf legalen Bahnen fortschreitenden Entwicklung der Institutionen; Zurückweisung von Seiten der Monarchen für jegliche Unterstützung oder Hilfe für parteiliche Menschen, gleich hinter welcher Maske sie sich verbergen; zum Glück gehen die Überzeugungen der Monarchen in diese Richtung; die Welt könnte gerettet werden, wenn sie jene in Handeln umsetzen würden; sie ist aber verloren, tun sie es denn nicht.

Die Einigkeit unter den Monarchen ist das grundlegende Fundament der Politik, das heute verfolgt werden muß, um die Gesellschaft vor ihrer totalen Zerstörung zu bewahren.

Was ist das genaue Ziel, auf das diese Politik gerichtet sein muß? So sehr dieser Frage Bedeutung zukommt, so sehr ist es notwendig, sie zu lösen. Ein Prinzip mag wichtig sein, doch erhält es an Wert erst durch seine Anwendung.

Die Ursprünge des Übels, das die Welt niederdrückt, wurden von uns dargelegt durch eine Ausarbeitung, die keinen anderen Anspruch hat als eine Skizze zu sein. Auf die andauernden Ursachen des Übels wurde hierin hingewiesen; wenn es sich in Bezug auf die Beziehungen von Einzelpersonen als Hochmut darstellt, so glauben wir zugleich, daß, auf die Gesamtgesellschaft angewendet, wir das bestehende Übel mit der Ungenauigkeit der Ideen bezeichnen können, die ständig von einem Zuviel und einer Verallgemeinerung angeleitet sind. Betrachten wir nunmehr, was die Gesellschaft heute aufwühlt.

Alles, was bis heute als unumstößliche Grundsätze angesehen wurde, wird angegriffen und verdreht.

Im religiösen Bereich sollen menschliches Urteil und Analyse den Glauben ersetzen; die christliche Moral soll das Gesetz Christi ersetzen, so wie es durch die kirchlichen Autoritäten ausgelegt worden ist.

Dies ist letztendlich der Zweck, dem sich mit glühendem Eifer in der katholischen Kirche die Jansenisten und ein Haufen einzelner Sektierer widmen, die sich eine Religion ohne Kirche wünschen; innerhalb der protestantischen Kirchen gibt es die Methodisten, die selbst wiederum in fast soviele Untergliederungen aufgesplittert sind wie es Einzelmitglieder gibt; schließlich die aufgeklärten Verfechter der Bibelgesellschaften und die sogenannnten Unierten, Verfechter eines Zusammenschlusses von Lutheranern und Calvinisten in einer evangelischen Gemeinschaft.

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