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E.T.A. Hoffmann, „Das fremde Kind” (1816)

E.T.A. Hoffman ist dem amerikanischen Publikum vermutlich am besten als Autor der Geschichte bekannt, die als Vorlage für Tschaikowskys Ballettstück Der Nussknacker (1892) diente, obwohl dieses beliebte Stück nur oberflächliche Ähnlichkeiten mit Hoffmanns komplexer Erzählung Nussknacker und Mausekönig (1816) hat. Hoffmann verkörperte den universalistischen Geist der Romantik, er war ein begabter Komponist und Zeichner (die unten abgebildete Illustration stammt von ihm selbst) und darüber hinaus ein viel gelesener Autor. Seine fantastischen Erzählungen verweben ein bis dato ungekanntes Ausmaß an naturalistischen, oft humorvollen Details mit den unwahrscheinlichsten übernatürlichen Vorkommnissen, um eine lebendiges, überirdisches Reich zu erschaffen. Mit derartigen Werken verkörperte Hoffmann das romantische Ideal des Künstlers als Vorboten eines neuen, höheren Bewusstseins. Gleichzeitig stellen seine literarischen Werke die stichhaltigste Kritik der Romantik in jener Epoche dar. In allen seinen Erzählungen warnt er den Leser, dass die extremen Versuche der Romantiker, dem weltgebundenen, bürgerlichen Philistertum zu entkommen, nur zu Solipsismus und Wahnsinn führen können. Hoffmanns erfolgreichste Helden (diejenigen, die Wahnsinn und Tod entkamen) sind Beispiele eines ausgewogeneren Ansatzes – für sie war die Fantasie nur Ursprung geistiger Erneuerung, solange sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen standen. In der Märchenerzählung Das fremde Kind (1816), dessen Illustration unten abgebildet ist, gibt die Begegnung zweier Kinder mit einem übersinnlichen Wesen in einer Traumwelt diesen schließlich die Kraft, die Tragödie des Todes ihres Vaters zu überwinden und der Armut zu entkommen. Illustration (1816) von E.T.A. Hoffmann.

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E.T.A. Hoffmann, „Das fremde Kind” (1816)

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