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Joseph Goebbels: Zwei Reden über die Aufgaben des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (15. / 25. März 1933)

Seit der Einrichtung des neuen Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda am 13. März 1933 war die Gleichschaltung und inhaltliche Lenkung der Presse, Kunst, Film, Musik und Literatur der Kontrolle von Joseph Goebbels unterstellt. Im Rundfunksektor begann die Instrumentalisierung damit, dass die bisher unabhängigen Rundfunkanstalten aufgelöst und durch Reichssender ersetzt wurden. In den folgenden Ansprachen Goebbels' vom 15. sowie vom 25. März erklärte der neue Minister seine Zielsetzung als die geistige Mobilisierung der allgemeinen Bevölkerung, die einer nationalen Revolution gleichkommen sollte. Dabei betrachtete er den Rundfunk als das wichtigste Propagandamedium. So veranlasste er die Massenproduktion des „Volksempfängers", eines billigen Radioapparates, der selbst die ärmsten Bevölkerungsschichten in die Propagandarevolution einbeziehen sollte.

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I. Rede vor der Presse über die Errichtung des Reichspropagandaministeriums (15. März 1933)


Ich sehe in der Einrichtung des neuen Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda insofern eine revolutionäre Regierungstat, als die neue Regierung nicht mehr die Absicht hat, das Volk sich selbst zu überlassen. Diese Regierung ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Volksregierung. Sie ist aus dem Volke hervorgegangen und wird immer die Vollstreckerin des Volkswillens sein. Ich verwahre mich auf das leidenschaftlichste dagegen, daß diese Regierung der Ausdruck irgendeines reaktionären Wollens sei, daß wir Reaktionäre wären. [ . . . ] Wir wollen vielmehr dem Volke geben, was dem Volke gebührt, allerdings in einer anderen Form, als es im demokratischen Parlamentarismus geschah.

In dem neueingerichteten Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda sehe ich die Verbindung zwischen Regierung und Volk, den lebendigen Kontakt zwischen der nationalen Regierung als der Ausdrucksform des Volkswillens und dem Volke selbst. Wie wir in den vergangenen Wochen erlebt haben, daß sich in steigendem Maße eine politische Gleichschaltung zwischen der Reichspolitik und der Länderpolitik vollzogen hat, so sehe ich die erste Aufgabe des neuen Ministeriums darin, nunmehr eine Gleichschaltung zwischen der Regierung und dem ganzen Volke herzustellen. Ich glaube nicht, daß wir unser Ziel mit einer 52prozentigen parlamentarischen Mehrheit erreicht haben würden. Eine Regierung, die so große, einschneidende Maßnahmen treffen muß wie die unsrige, könnte auf die Dauer im Volke nicht die Rückendeckung finden, deren sie für diese einschneidenden Maßnahmen bedarf, wenn sie sich damit zufriedengeben wollte. Sie muß vielmehr alle propagandistischen Vorbereitungen treffen, um das ganze Volk auf ihre Seite zu ziehen. Wenn diese Regierung entschlossen ist, niemals zu weichen, niemals, nimmer und unter keinen Umständen, dann braucht sie sich nicht der toten Macht der Bajonette zu bedienen, dann wird sie auf die Dauer nicht damit zufrieden sein können, 52 Prozent hinter sich zu wissen, um damit die übrigbleibenden 48 Prozent zu terrorisieren, sondern sie wird ihre nächste Aufgabe darin sehen, die übrigbleibenden 48 Prozent für sich zu gewinnen.

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Es genügt nicht, die Menschen mit unserem Regiment mehr oder weniger auszusöhnen, sie zu bewegen, uns neutral gegenüberzustehen, sondern wir wollen die Menschen so lange bearbeiten, bis sie uns verfallen sind, bis sie auch ideenmäßig einsehen, daß das, was sich heute in Deutschland abspielt, nicht nur hingenommen werden muß, sondern auch hingenommen werden kann.

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