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Memorandum vom Staatsministerium des Großherzogtums Nassau (1822)

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wäre die Agrikultur übel daran. Der Jude ist die Seele des Viehhandels. Ein Markt an einem Tag, wo die Juden Feiertag haben, ist nichts wert. Der Jude zahlt dem Bauer mehr für sein Vieh als der Metzger oder christliche Handelsmann, er kauft alles und zu jeder Zeit; er borgt, wenn er gesichert ist, liefert dem Bauern ins Haus, worum er lange herumlaufen müßte. Freilich wird mancher Einfältige geprellt, nicht selten aber ist der Bauer schläuer wie der Jude und prellt auch ihn mit einem fehlerhaften Tier, das er sonst nicht anbringen kann. Wucherer und Betrüger würden sein, wenn gar keine Juden existierten. Jeden Wucher und Betrug können nur bestimmte Gesetze steuern oder eine bessere Erziehung der Menschen, und die tut Juden und Christen not. Wahrlich machen sich die Christen ebensowenig Gewissen daraus, einen Juden zu betrügen als der Jude den Christen. Es ist nur ein Jude, sagt man, und doch will man den Juden verdammen, wenn er Gleiches mit Gleichem vergilt, wenn er kann. Iliacos intra muros peccatur et extra.



Quelle: „Die Reception der Juden“, Gutachten zur Stellung der Juden im Herzogtum Nassau, verwahrt in der Akte des Staatsministeriums „Die staatsbürgerlichen Verhältnisse der Juden im Herzogtum betr.“, Verfasser unbekannt, 1822. Hessisches Hauptstaatsarchiv Abt. 210 Nr. 2777 Bl. 65-68.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Hauptstaatsarchiv.

Auch wiedergeben in Anton Doll, Hans-Josef Schmidt und Manfred Wilmanns (Bearb.), Der Weg zur Gleichberechtigung der Juden, Dokumentation zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Rheinland-Pfalz und im Saarland von 1800 bis 1945, Bd. 2, Koblenz 1979, Veröffentlichung der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 13, S. 199-202.

Wiedergabe auf dieser Webseite mit freundlicher Genehmigung der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Landeshauptarchiv Koblenz (www.landeshauptarchiv.de).

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