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Bilder - Sondersammlung: Feldpostkarten im Ersten Weltkrieg 1914-1917

28,7 Milliarden Feldpostsendungen wurden in den Jahren 1914 bis 1918 zwischen Front und Deutschland verschickt. Im Tagesdurchschnitt waren dies fast 10 Millionen Sendungen. Für viele Familien war die Feldpost oft der einzige Weg, Nachrichten zwischen Angehörigen an der Front und denjenigen in der Heimat auszutauschen. Die schriftlichen Mitteilungen auf Postkarten gingen selten über kurze Grüße hinaus und dienten in erster Linie als Lebenszeichen.

Im August 1914 stellten die Postkartenhersteller ihre Produktion schnell auf die Kriegsbedingungen um. Schon einen Tag nach der Mobilmachung waren die Läden voll von sentimentalen Postkarten mit Liebespaaren und scheidenden Familienvätern in Uniform. Atelierfotografen stellten in großer Zahl Fotopostkarten von Szenen aus patriotischen Liedern und Gedichten her. Im Verlauf des Krieges entstand jedoch eine immer größere Nachfrage nach „authentischen“ Bildern vom Kriegsschauplatz. Die wenigen offiziellen Kriegsfotografen – nur einige Dutzend handverlesener Personen waren an West- und Ostfront erlaubt – konnten dieser Nachfrage kaum nachkommen. Durch verschiedene technische Entwicklungen wurde es für die Soldaten an der Front immer einfacher und billiger, Fotos zu machen und diese an Postkartenverlage in der Heimat zu verkaufen. Manche dieser soldatischen Amateurfotografen entwickelten ihre Bilder selbst auf Postkartenformat und verkauften sie an ihre Kameraden. Besonders Porträts und Lazarettfotos fanden reißenden Absatz.


Die Sammlung Christine Roller

Die im folgenden gezeigten sieben Postkarten von der Front wurden zwischen dem 7.11.1914 und dem 3.4.1917 von ehemaligen Patienten und Verwandten der Rot-Kreuz-Schwester Christine Roller geschrieben, die im Karl-Olga-Krankenhaus in Stuttgart arbeitete. (Das vom Roten Kreuz getragene Karl-Olga-Krankenhaus wurde im Ersten Weltkrieg zum Lazarett umfunktioniert.) Schwester Christine erhielt ebenfalls mehrere Postkarten von Krankenschwestern, die in Sanitätszügen tätig waren, sie selbst jedoch blieb während des gesamten Krieges im Krankenhaus.

Christine Roller wurde am 5. Januar 1879 als zweites von 14 Kindern des Bauern und Schultheißen (Bürgermeisters) Andreas Roller und seiner Frau Anna Maria Roller in Ettmannsweiler bei Altensteig im Schwarzwald geboren. Das Elternhaus war sehr christlich. Wie es zu der Zeit üblich war, lag die Zukunft der meisten Töchter in Heirat und Familiengründung und nicht im Erlernen eines Berufs. Christine hatte jedoch beschlossen, Krankenschwester zu werden, da sie in diesem Beruf den besten Ausdruck christlicher Nächstenliebe sah. Sie trat in die Schwesternschaft des Karl-Olga-Krankenhauses ein, wo sie kostenlos ausgebildet wurde. 1923 schloss sich die Schwesternschaft dem Diakonissen-Verband an. Die Arbeit als Diakonisse wurde und wird noch heute aus religiösen Motiven und ohne Lohn geleistet. Die Schwestern tragen Tracht und verpflichten sich zur Ehelosigkeit, im Gegensatz zu Nonnen können sie aber jederzeit aus der Schwesternschaft austreten und dann auch heiraten. Christine Roller blieb jedoch bis zu ihrem Tod am 10. November 1936 in der Schwesternschaft. Aus den Karten und Briefen der von ihr gepflegten Soldaten ist zu ersehen, dass sie sehr beliebt war und viele Soldaten sich ihr auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus freundschaftlich verbunden fühlten.

Christine Roller in Tracht. Am Kragen steckt das silberne Ehrenkreuz, das zur Tracht der Schwestern am Karl-Olga-Krankenhaus gehört. Das silberne Ehrenkreuz wurde 1882 von Königin Olga von Württemberg gestiftet.

Fotos und Postkarten erscheinen mit freundlicher Genehmigung der Familien Mauch und Roller, Weil im Schönbuch, Deutschland.

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