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Bilder - Der Schatten der Mauer

Die überraschende Entscheidung der Kommunisten, am 13. August 1961 die Grenze zu schließen, teilte nicht nur die Stadt Berlin, sondern löste auch eine internationale Krise aus. Die Befestigung des Grenzverlaufs zwischen dem sowjetischen und den westlichen Sektoren der Stadt durch Stacheldraht und die spätere Errichtung einer Betonmauer trennte die ehemalige deutsche Hauptstadt in zwei Hälften, die von der jeweils anderen Seite aus für normale Bürger nicht mehr zu erreichen waren. Diese Unterbrechung aller Kommunikationswege zielte darauf ab, die Massenflucht von ostdeutschen Bürgern in den Westen einzudämmen, die durch die Kollektivierung der Landwirtschaft und die Verstaatlichung der Industrie noch zugenommen hatte. Die SED verteidigte ihre verzweifelte Maßnahme als „Schutz des Friedens“ und als „Sicherung der DDR“, aber die Mehrheit der Bevölkerung schenkte der Propaganda keinen Glauben und war darüber entsetzt, eingesperrt zu werden. Der westdeutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer verurteilte den Bau der Mauer darum als „klare und unmißverständliche politische Bankrotterklärung“ der kommunistischen Diktatur; der sowjetische Führer Nikita Chruschtschow machte hingegen westliche Umsturzversuche verantwortlich. Obwohl US-Präsident John F. Kennedy der Bitte des Westberliner Bürgermeisters Willy Brandt, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, anfangs nicht gefolgt war, sicherte er später der Bevölkerung seine anhaltende Unterstützung zu.

Zugleich versuchten immer wieder verzweifelte Bürger, die Grenzanlagen zu überwinden und im Westen „Freiheit“ zu suchen, obwohl diese im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut und dadurch unüberwindlicher wurden. Trotz unermüdlicher Versuche von ostdeutscher Seite, der Bundesrepublik die Schuld zuzuschieben, entwickelte sich die hässliche Narbe im Stadtbild zu einer großen Blamage für das SED-Regime, weil sie unmissverständlich vor Augen führte, dass die Regierung Gewalt anwenden musste, um ihre eigenen Bürger im Land zu halten. Da die DDR-Grenztruppen Befehl hatten, Fluchtversuche mit Waffengewalt zu verhindern, waren die Versuche, die Grenze zu durchbrechen, gefährlich und endeten oftmals in Schießereien vor den Augen westlicher Zuschauer. Dennoch gelang es einigen Wagemutigen weiterhin, Schlupflöcher zu finden, aus dem Fenster eines Hauses an der Grenze zu springen oder Tunnel zu graben, um aus der DDR hinaus zu gelangen. Auch wenn die statistischen Angaben zu Todesfällen beträchtlich voneinander abweichen, kosteten die anhaltenden Versuche, die Grenze zu überwinden, mindestens mehrere hundert Menschen das Leben. Hingegen gelang es tausenden anderen Flüchtlingen, die DDR legal zu verlassen, über Drittländer zu fliehen oder von der westdeutschen Regierung freigekauft zu werden.

Der Bau der Berliner Mauer und die Befestigung der ungefähr 1400 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten zementierte die physische Teilung des Landes und führte auf psychologischer Ebene zur Entwicklung deutlich voneinander unterschiedener Staatswesen und Gesellschaften. Während einige lebensnotwendige Verbindungen in der Berliner Infrastruktur, wie Abwasser- und Stromleitungen, weiterhin Ost und West verbanden, versuchte die SED, alle zwischenmenschlichen Kontakte zu verbieten und ließ Ausnahmen nur an besonderen Feiertagen wie Weihnachten zu. Infolgedessen zerbrachen die letzten bestehenden gesamtdeutschen Institutionen wie die gemeinsame Olympiamannschaft und die protestantischen Kirchen in zwei rivalisierende Organisationen im Osten und Westen. Gegenüber seiner eigenen Bevölkerung verfolgte das kommunistische Regime eine Politik der Abgrenzung, die alle Kontakte mit dem Westen untersagte. Unterdessen klang die rhetorische Sorge der Bundesrepublik um die armen „Brüder und Schwestern im Osten“ immer hohler. Die schiere Präsenz der Mauer sowie die anhaltenden Streitigkeiten um sie ließen sie international zum Symbol für die Teilung Europas im Kalten Krieg werden. US Präsident Ronald Reagan inspirierte sie zu der rhetorischen Forderung: „Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“.

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