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Ernst Thälmann und Willy Leow an der Spitze eines Demonstrationszuges des Roten Frontkämpferbundes in Berlin (Juni 1927)

Der Rote Frontkämpferbund (RFB) war ein paramilitärischer Verband, der 1924 von der kommunistischen Partei gegründet wurde. Die Bildung solcher Parteitruppen war in der Weimarer Republik nichts Ungewöhnliches, zuvor hatte die SPD bereits das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ gegründet und auch konservativ-nationale Parteien unterhielten Organisationen wie z.B. den „Stahlhelm“ oder auch die SA. Die Wehrverbände vertraten radikal unterschiedliche politische Positionen und lieferten sich häufig blutige Schlägereien. Ihnen allen gemeinsam war das militärische Auftreten in Uniform und die die Organisation großer Aufmärsche und Kundgebungen, oft mit musikalischer Begleitung, wie auf diesem Foto zu sehen ist. Nachdem eine der Kundgebungen des RFB 1929 in einer blutigen Auseinandersetzung mit der Polizei eskalierte, verhängte die Regierung ein reichsweites Verbot über den Bund. Der RFB existierte jedoch weiterhin illegal, bis er schließlich nach der Machtübernahme von den Nationalsozialisten zerschlagen wurde.

Dieses während einer Demonstration in Berlin im Juni 1927 aufgenommene Bild zeigt den Vorsitzenden des RFB und der KPD, Ernst Thälmann (links), und Willy Leow (rechts), den 2. Vorsitzenden des RFB und Thälmanns Vertrauensmann. Leow (1887-1937), ein gelernter Tischler aus Brandenburg, stammte wie Thälmann aus dem Arbeitermilieu. Wie für zahlreiche andere deutsche Kommunisten begann sein Engagement in der Arbeiterbewegung in der SPD und den Gewerkschaften und führte über die USPD schließlich in die KPD, zu deren Mitgliedern er seit ihrer Gründung zählte. Er stieg schnell zum Funktionär auf und war von 1928 bis 1933 Reichstagsabgeordneter. Angesichts der Kommunistenverfolgung der Nationalsozialisten flüchtete er 1933 aus Deutschland zunächst nach Frankreich und schließlich in die Sowjetunion. Dort wurde er jedoch 1936 während der Stalinistischen Säuberungen vom NKWD verhaftet ein Jahr später wegen „Organisation einer trotzkistisch-terroristischen Gruppe“ zum Tode verurteilt und erschossen. Im Gegensatz zu Thälmann, der in der DDR als Held des kommunistischen Widerstands gefeiert wurde, passte Loews Ende nicht in die DDR-Geschichtsschreibung, weshalb er in offiziellen Publikationen gewöhnlich aus diesem Foto herausretuschiert wurde.

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Ernst Thälmann und Willy Leow an der Spitze eines Demonstrationszuges des Roten Frontkämpferbundes in Berlin (Juni 1927)

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