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Am Morgen nach der Kristallnacht in Regensburg: Juden werden zum Bahnhof geführt (10. November 1938)

Neben Mitgliedern der NSDAP, SA, SS und HJ beteiligte sich auch das Nationalsozialistische Kraftfahrerkorps (NSKK) an den Ausschreitungen in der „Kristallnacht“. In Regensburg erhielt Sebastian Platzer, Leiter der dortigen NSKK-Motorschule, am Abend des 9. November von seinem Vorgesetzten Wilhelm Müller-Seyfferth den Befehl, mit seinen unterstellten NSKK-Leuten die Synagoge in Brand zu setzen. Nach der Brandstiftung – um die sich NSKK, SA und SS bezeichnenderweise gerissen hatten – wurden jüdische Familien verhaftet; am nächsten Morgen zwangen SA- und NSKK-Leute die jüdischen Männer unter Anweisung Müller-Seyfferths zu schikanösem Exerzieren. Schließlich wurden alle Regensburger jüdischen Männer in einem Schandmarsch mit dem Plakat „Auszug der Juden“ zum Bahnhof geführt, von wo aus ein Teil ins KZ Dachau, ein anderer ins Regensburger Gefängnis verschleppt wurde. Aus dem gesamten Regierungsbezirk Niederbayern und Oberpfalz kamen 224 jüdische Männer nach Dachau. Besonders perfide war die – auch während der weiteren Verfolgung und späteren Vernichtung wiederholt – von den Nazis verwendete Formulierung „Auszug der Juden“ wegen ihrer Bezugnahme auf den Exodus aus Ägypten, also ein zentrales Befreiungstopos der jüdischen Tradition.

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Am Morgen nach der Kristallnacht in Regensburg: Juden werden zum Bahnhof geführt (10. November 1938)

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