GHDI logo


Deutschland (um 1500)

Zum Zeitpunkt des Übergangs vom Spätmittelalter zur Neuzeit (das heißt um das Jahr 1500 herum) umfasste das Heilige Römische Reich Deutscher Nation ganz Mitteleuropa sowie Teile West-, Ostmittel- und sogar Südeuropas. Von den heutigen europäischen Nationalstaaten gehörten dazu Deutschland, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, die Schweiz, Tschechien, die Slowakei, Österreich und Slowenien sowie Teile Frankreichs, Italiens, Dänemarks, Ungarns und Polens.

An der Spitze des Reiches stand der Römische König bzw. Kaiser. Die politische Gliederung des Reiches in weltliche und geistliche Territorien reichte bis ins frühe Mittelalter zurück, wobei sich der Charakter dieser Territorien und ihr Verhältnis zum Kaiser mehrfach änderten. Wie auf der Karte zu sehen ist, war das Reich in zahlreiche Herzogtümer, Grafschaften, Fürstentümer, Freie sowie Reichsstädte, Bistümer und Erzbistümer aufgeteilt; diese Territorien wurden von einer Unzahl von weltlichen und geistlichen Fürsten, auch Herzögen, Grafen sowie Adligen mit anderen und sogar ohne Titel verwaltet, deren Titel und Besitztümer auf das Hochmittelalter oder noch früher zurückgingen. Das Reichsgebiet war damit von der territorialen Integrität eines modernen Nationalstaates weit entfernt. Die Befugnisse des Kaisers entsprachen nicht denen heutiger Regierungen, die Zentralgewalt war relativ schwach ausgebildet und ließ sich zudem nicht gleichermaßen durchsetzen.

Während der Kaiser ursprünglich von allen Reichsfürsten gewählt wurde, bildete sich seit dem späten 12. Jahrhundert ein spezielles Wahlkollegium von „Kurfürsten“ heraus. Dazu gehörten um 1500 vier weltliche Herrscher (der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg sowie der König von Böhmen) und drei geistliche Herrscher (die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier). Die Kurfürsten wurden immer wieder zu Gegenspielern des Kaisers.

Die Karte stellt die Besitzungen von vier Herrschergeschlechtern heraus, die für den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte von wesentlicher Bedeutung sein sollten: Habsburger, Hohenzollern, Wettiner und Wittelsbacher.

Die Habsburger waren ursprünglich ein kleines schwäbisch-oberrheinisches Adelsgeschlecht. Im 13. Jahrhundert begann ihr spektakulärer Aufstieg. Durch die Belehnung mit zusätzlichen Territorien, eine geschickte Heiratspolitik und die Arrondierung ihrer Gebiete erweiterten sie ihren Machtbereich, bis er unter Kaiser Karl V. (1519-1556) mit Spanien, den Niederlanden, Burgund, Österreich und den neu entdeckten amerikanischen Besitzungen ein Weltreich bildete, in dem „die Sonne nicht untergeht“. Um 1500 waren bereits die burgundisch-niederländischen Gebiete und die österreichischen Herzogtümer in ihren Besitz gekommen. In Österreich sollten die Habsburger bis zur Revolution 1918 herrschen.

Die Hohenzollern stammten ebenfalls aus Schwaben. Um 1500 verfügten sie mit den Gebieten um Ansbach und Bayreuth in Franken sowie Brandenburg bereits über einen erheblichen Territorialbesitz. Dagegen befand sich Preußen noch in der Hand des Deutschen Ordens bzw. in polnischem Besitz.

Die Wettiner und die Wittelsbacher stammten aus den Gebieten, von denen aus sie seit dem Mittelalter ihre Territorialherrschaften erweitert hatten, nämlich dem sächsisch-thüringischen bzw. bayerischen Raum. Beide Dynastien sollten in Sachsen bzw. Bayern bis 1918 regieren.

Ungefähr ein Sechstel des Reiches wurde von geistlichen Herrschern regiert. Neben den drei oben genannten Erzbischöfen zählten die Erzbischöfe von Salzburg, Magdeburg und Bremen, die Bischöfe von Utrecht, Münster, Würzburg, und Bamberg sowie zahlreiche andere dazu. Ihre Ländereien waren häufig größer als die des niederen weltlichen Adels.

Klicken Sie auf Druckfassung (unten) für eine PDF-Datei mit verbesserter Auflösung. Optimale Ansicht dieser Datei in 200-300%.

Druckfassung     zurück zur Landkarten-Liste      nächste Landkarte

Deutschland (um 1500)

IEG-MAPS, Institut für Europäische Geschichte, Mainz / © A. Kunz, 2007
Kartograf: Joachim Robert Moeschl