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VI. Außenpolitik
Druckfassung

Überblick: Das Wilhelminische Deutschland 1890-1914   |   I. Wirtschaftliche Entwicklung   |   II. Gesellschaft und Kultur   |   III. "Modernes Leben": Diagnosen, Entwürfe, Alternativen   |   IV. Staat und Gesellschaft   |   V. Politik   |   VI. Außenpolitik   |   Deutschland im Krieg 1914-1918   |   I. Die Kämpfe   |   II. Mobilisierung der Heimatfront   |   III. Entbehrungen und Unruhen an der Heimatfront   |   IV. Der Weg zum Kriegsende

Bismarcks Entlassung bedeutete einen grundlegenden Richtungswechsel in der deutschen Außenpolitik, welche von nun an neben den bevorzugten Anliegen Wilhelms II. diejenigen von Männern wie Bernhard von Bülow und Alfred Kiderlen-Wächter widerspiegelte, die der Kaiser für Spitzenpositionen im Auswärtigen Amt ausgewählt hatte (Dok. 2, 4). Während Bismarcks Politik weitgehend konservativ und hauptsächlich auf den eigenen Kontinent hin ausgerichtet gewesen war, konzentrierte sich Wilhelms „Neuer Kurs“ auf die nicht-europäische Welt mit dem Ziel, Deutschlands rechtmäßigen Platz unter den Weltmächten zu behaupten und einen, wie Bülow es ausdrückte, „Platz an der Sonne“ zu erlangen (Dok. 1, 7). Die Bemühungen, das deutsche Kolonialreich zu vergrößern, waren durch aggressive Eingriffe in afrikanische und asiatische Konflikte gekennzeichnet; das Ergebnis war, dass das Misstrauen der anderen imperialistischen Mächte weiter genährt wurde, als eine Reihe kolonialer Krisen die internationalen Beziehungen dauerhaft gespannt hielten (Dok. 6, 8, 12). Besonders Großbritannien reagierte mit Missfallen, als die Deutschen mit dem Bau einer großen Schlachtflotte begannen, die sie als unverzichtbares Mittel betrachteten, um „Weltpolitik“ zu betreiben – und die britische Vormachtstellung zur See anzufechten (Dok. 3, 13, 14, 15, 16). Das anschließende englisch-deutsche Flottenwettrüsten vergiftete die internationalen Beziehungen in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts (Dok. 5). Deutschland besaß zu diesem Zeitpunkt bereits das gewaltigste Landheer, das sich 1912-13 in Begleitung einer breit angelegten, provokativen Kampagne noch einmal vergrößerte (Dok. 17, 18, 19). Es bleibt eine strittige Frage, ob die Ereignisse, die im Sommer 1914 kulminierten, auf aggressive deutsche Absichten zurückzuführen waren. In Anbetracht der Tatsachen wird jedoch deutlich, dass das deutsche Vorgehen, ungeachtet der Motive, eine zentrale Rolle beim Ausbruch des Europäischen Krieges spielte – dies galt vor allem für das Eingreifen der Armeeführung in einem entscheidenden Augenblick auf dem Höhepunkt der Krise (Dok. 20, 21, 22, 23, 24).


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