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4. Überblick
Druckfassung

1. Anfänge: Krieg und Revolution   |   2. Politik und Wirtschaft   |   3. Kultur   |   4. Überblick   |   5. Weiterführende Literatur


Der erste Abschnitt enthält Dokumente zum Ende des Ersten Weltkriegs und der Revolution in Deutschland. Sie reichen von Rückblicken haupt- und nebensächlich Beteiligter bis zu den revolutionären Forderungen der Arbeiter und Matrosen sowie Deklarationen von Künstlern, die auf der Seite der Linken standen. Außerdem enthalten sind wesentliche Dokumente wie der kaum bekannte Waffenstillstand von Mudros, der die Kampfhandlungen zwischen den Alliierten und dem Osmanischen Reich beendete; die wesentlichen Bestimmungen und Artikel des Versailler Vertrages und der Weimarer Verfassung; sowie die Aussage Feldmarschall Paul von Hindenburgs vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss von 1919, in welcher er die „Dolchstoßlegende“ beschwört.

Das Kapitel zur Politik enthält Auszüge der wichtigsten Parteiprogramme sowie Kommentare von Arnold Brecht, einem hochrangigen Staatsbeamten der Weimarer Republik.

„Wirtschaft und Gesellschaft“ deckt die wesentlichen wirtschaftlichen Entwicklungen der Periode ab. Zu den interessanteren Dokumenten zählen hier die Erinnerungen George Mosses und Felix Gilberts, beides angesehene Historiker, die ihre Jugend in der Weimarer Republik verbrachten, jedoch während des Dritten Reichs in die USA flüchteten. Auch Betty Scholem, die Mutter des berühmten deutsch-jüdischen Gelehrten Gershom Scholem, erweist sich als aufmerksame Beobachterin der deutschen Gesellschaft.

Unter „Außenpolitik und Internationale Beziehungen“ finden sich Auszüge aus den wichtigen internationalen Verträgen, viele davon behandeln die Reparationsfrage. Eine Anzahl von Dokumenten bieten außerdem zeitgenössische Kommentare zur internationalen Politik.

„Das Problem der Zivilisation“ bietet Einblicke in die Konfrontation mit der Moderne. Die Texte stammen von bekannten Schriftstellern, Politikern, Intellektuellen und Journalisten vom rechten bis zum linken Spektrum. Nur wenige von ihnen singen reine Loblieder auf die moderne Welt, und alle sind besorgt angesichts des amerikanischen Einflusses auf deutsche Sitten und Moralvorstellungen.

In den 1920er Jahren erlebte Deutschland eine Renaissance der Architektur. Die Architekten der Moderne verwendeten neue Materialien wie Stahlträger, verstärkten Beton und Glasplatten, um hellere, luftigere Gebäude zu schaffen. Diese rückhaltlose Bejahung der Moderne fand allerdings nicht nur Bewunderung. Das traditionell eingefärbte Publikum lehnte sie als „undeutsch“ und „jüdisch“ ab. Im Kapitel „Architektur und urbanes Leben“ findet sich eine Bandbreite von Ansichten über die neue Architektur der Weimarer Zeit.

„Klang und Bild“ beschäftigt sich mit den neuen Medien der 1920er Jahre – Film, Radio, Fotografie und Schallplattenaufnahmen. Die Kakophonie und das Chaos von Klängen und Bildern wirkte befreiend auf einige Künstler und Beobachter, auf andere wiederum entwertend.

Das Bild der „neuen Frau“, das in Filmen und Zeitschriften propagiert, von der Kanzel und sogar im Reichstag diskutiert wurde, stellte für manche die hoffnungsvolle Aussicht auf Befreiung dar und wiederum für andere den beängstigenden Verfall von Moral und Familienwerten. Das Kapitel „Körper und Sexualität“ beinhaltet eine Bandbreite zeitgenössischer Ansichten zu diesem Thema, ebenso wie Rückblicke von Mosse und Gilbert.

Wie die Dokumente des Kapitels „Hoch- und Populärkultur“ veranschaulichen, wurden Jazz, neue Tanzstile und Illustrierte als Ausdrücke von Massenkultur und amerikanischem Einfluss von manchen willkommen geheißen und von anderen abgelehnt. Ungeachtet der neuen Moden und des politischen und wirtschaftlichen Aufruhrs der Weimarer Jahre behielt Deutschland seinen Status als Zentrum von Forschung und Gelehrsamkeit allgemein bei. Physiker, Historiker, Philosophen und andere strömten an deutsche Universitäten. Das Kapitel „Bildung und Forschung“ dokumentiert die Entwicklungen auf diesem Gebiet.

Das jüdische Leben blühte in der Weimarer Republik auf, obwohl antisemitische Ressentiments zunahmen. Gershom Scholem wanderte zwar 1923 nach Palästina aus, doch seine Mutter blieb in Deutschland und führte das Familienunternehmen. Wie viele Juden unterschätzte sie die Nazis erheblich, ebenso wie Georg Mosses Vater Rudolf Mosse, der den Ullsteinverlag leitete. Neben vielen anderen vermitteln ihre Stimmen sowohl die Lebhaftigkeit als auch das Dilemma des jüdischen Lebens in Deutschland.

Die abschließenden Abschnitte dokumentieren den Aufstieg der Nazis und die Zerstörung der Weimarer Republik. Sie veranschaulichen, wie es den Nazis gelang, die breite Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen und ein Bündnis mit der etablierten Rechten zu schmieden. Dieser Band endet mit dem 30. Januar 1933, dem Tag, an dem Adolf Hitler das Amt des Reichskanzlers übernahm.


Eric D. Weitz

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche: Insa Kummer

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